Einführung

Mit einem Anstieg der Temperaturen nimmt im Frühjahr der Zuflug von Rapsschädlingen in den Bestand zu. Vor allem die Stängelrüssler beginnen ab 5 °C Bodentemperatur mit der Aktivität und somit mit dem Einfall in die Bestände. Das bedeutet für die Praxis, dass die Gelbschalen mit Beginn der Vegetation zur Kontrolle in die Rapsbestände gestellt werden müssen. In den letzten Jahren wurden die ersten Zuflüge von Stängelrüsslern bereits an den ersten warmen Tagen im Februar dokumentiert. Hier hat sich auch oft eine Behandlung bezahlt gemacht, obwohl im Anschluss daran die Temperaturen wieder abfielen und die Vegetation nicht direkt durchstartete. Bei den ersten Warmen Sonnenstrahlen im zeitigen Frühjahr muss also mit der Schädlingsüberwachung begonnen werden.

Großer Rapsstängelrüssler

Der größte Schaden kann in der Phase bis zum Schossen durch den Großen Rapsstängelrüssler verursacht werden. Durch die Einstichstellen am Stängel, welche zur Eiablage dienen, kann dieser Aufplatzen und sich verdrehen. Aufgrund der Überwinterung auf Altrapsschlägen, bietet es sich an, auch diese Flächen mit Gelbschalen zu versehen, was einem Frühwarnsystem gleichkommt. Aufgrund des hohen Schadpotentials des Großen Rapsstängelrüsslers und seiner Fähigkeit, Eier ohne nennenswerten Reifefraß abzulegen, sollte bei Überschreiten der Schadschwelle eine sofortige Insektizidbehandlung durchgeführt werden.

Gefleckter Kohltriebrüssler

Neben dem Rapsstängelrüssler tritt auch der gefleckte Kohltriebrüssler im Frühjahr in der Regel zusammen mit dem Rapsglanzkäfer auf. Der von ihm verursachte Schaden ist gering, jedoch sind die Einstichstellen häufig Eintrittspforten für Phoma-Infektionen. Beide Schädlinge werden durch Pyrethroide sicher erfasst. Jedoch bietet es sich an, für die Rüsslerbekämpfung auf Pyrethroide der Klasse II zurückzugreifen, da diese günstig sind und den Resistenzdruck auf mögliche Rapsglanzkäfer nicht erhöhen.

Rapsglanzkäfer

Ab Temperaturen von 15 °C beginnt auch der Rapsglanzkäfer mit dem Zuflug in die Rapsbestände. Der Rapsglanzkäfer ist einer der potentesten Rapsschädlinge. In den letzten Jahren kam es teilweise zu einem massiven Auftreten, teilweise aber auch nur zu sehr geringen Zuflügen.

Für die Bekämpfung des Rapsglanzkäfers stehen noch Pyrethroide des Typ I (Trebon 30EC (B2), Mavrik Vita/Evure(B4)) oder Neonicotinoide (Danjiri, Mospilan) zur Verfügung.

Durch rasantes Pflanzenwachstum und frühem, massivem Auftreten von Rapsglanzkäfer kann es zu einer Verdünnung der Wirkstoffe und infolgedessen zu einer Minderwirkung kommen. Außerdem kann bei einem frühen RGK-Auftreten die Knospe noch von den Blättern umhüllt sein, sodass kein Wirkstoff an die Knospen gelangt. Zu diesem Zeitpunkt ist aber auch noch von keiner Schädigung auszugehen.

Der größte Schaden entsteht dann, wenn der Rapsglanzkäfer die Rapsknospen befällt, sich in die Knospen bohrt, um dort den Pollen zu fressen. Die angebohrten Knospen vergilben, vertrocknen und fallen anschließend ab, da oftmals auch der Fruchtknoten zerstört wird.

Unregelmäßige Blüten- und Schotenstände mit leeren Blüten- und Schotenstielen sind dann die Folge. Bei sehr geringem Knospenfraß können die Schoten sich noch entwickeln, sie sind dann aber oft missgestaltet und verdreht, jedoch nie angeschwollen.

Ab Blühbeginn richtet der Käfer keine nennenswerten Schäden mehr an. Mit der Ausnahme eines zu massiven Käferdrucks (wendet sich nicht nur den geöffneten Blüten zu) oder die Bestände sind ungleichmäßig entwickelt, wobei die Nebentriebe die Gesamtblüte deutlich in die Länge ziehen.

Aufgrund des immerwährenden Zuflugs kann die Frage einer ausreichenden Wirkung nur dann einwandfrei geklärt werden, wenn die Bestände am Tag nach der Insektizidanwendung morgens früh kontrolliert werden. Bei voller Wirksamkeit des Insektizids müssen Rapsglanzkäfer regungslos auf den Blättern und am Boden bzw. auf dem Rücken liegen oder sich nur noch wenig bewegen. Zudem müssen nach der Bekämpfung die Gelbschalen neu befüllt werden, um einen Neuzuflug beobachten zu können. Ein weißes Blatt Papier oder Silofolie, ausgebreitet auf dem Boden, können hier nützliche Dienste leisten. Kontrollen am Nachmittag kommen durch eventuellen Neuzuflug zu spät, da hier dann nicht mehr zu unterscheiden ist, seit wann der Käfer im Bestand ist.

Bei der Verwendung von Gelbschalen zur Erfassung des Zuflugs ist darauf zu achten, dass diese sich in der Höhe der Bestandsoberkante befinden.

Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke

Des Weiteren treten zur Blüte der Kohlschotenrüssler sowie die Kohlschotenmücke auf. Der Kohlschotenrüssler fliegt ab 13 °C in den Bestand ein, dies kann auch noch deutlich vor der Blüte der Fall sein. Die Kohlschotenmücke fliegt von der beginnenden Rapsblüte, bis zum Ende der Blüte in den Bestand. Für die Eiablage werden windstille, warme Phasen genutzt. Der Kohlschotenrüssler bohrt die Schote an und nutzt sie zur Eiablage. Der Hauptschaden entsteht durch die Kohlschotenmücke. Diese nutzt das Bohrloch ebenfalls zur Eiablage, jedoch hinterlässt sie deutlich mehr Eier in der Schote. Sind die Larven geschlüpft, fressen sie an der Schoteninnenwand sowie den Samenanlagen.

Infolgedessen verfärben sich die Schoten früh gelb und platzen auf. Solange das Gewebe der Schoten noch weich ist, können sie auch direkt von der Mücke angebohrt werden. In der Regel reicht eine einmalige Behandlung zur Blüte, um den Kohlschotenrüssler und die Kohlschotenmücke gut bekämpfen zu können. In Mitteldeutschland und Ungarn kann eine Doppelbehandlung zu Blühbeginn und in der (späten) Hauptblüte gegen die Schotenschädlinge sinnvoll sein. In jedem Fall muss sich der Zeitpunkt der Insektizidbehandlung an den Zeitpunkt des Zuflugs orientieren.

Uns stehen nur noch Pyrethroide mit einer reinen Kontaktwirkung zur Verfügung. Untersuchungen des JKI zeigen aber, dass in vielen Regionen Kohlschotenrüssler Resistenzen gegenüber Pyrethroiden aufweisen. Gegen die Kohlschotenmücke sind die Wirkungsgrade ebenfalls schwach. Die Mücken bei einer Überfahrt direkt zu treffen, ist schwierig und da diese häufig in Wellen zufliegen, fällt es schwer überhaupt den richtigen Behandlungstermin zu erwischen. Gleichzeitig gilt es zu bedenken, dass Typ II-Pyrethroide (u.a. Karate Zeon, Hunter …) negative Einflüsse auf Nichtzielorganismen und damit auch auf Nützlinge haben. Beim Typ I-Pyrethroid Mavrik Vita/Evure ist dies nicht so stark ausgeprägt und es werden zumindest einige Schlupfwespen-Arten geschont. Mit den Pyrethroiden erzielen Sie eine sofortige, tödliche Wirkung (knock-down Effekt), allerdings lässt die Wirkung bei über 18 °C schnell nach.

Bienenschutz

Die B4-Einstufung der Insektizide im Soloeinsatz kann in der Kombination mit einem Fungizid zu B2 herabgestuft werden (siehe Tabelle „Einstufung der Bienenschutzauflage“).

Einstufungen der Bienenschutzauflage

B1

Bienengefährlich, nicht bei blühenden Pflanzen (auch Unkräuter)

B2

nach tägl. Bienenflug und bis 23.00 Uhr

B3

Durch die in der Zulassung festgelegten Anwendung des Mittels, bienenungefährlich

B4

Bienenungefährlich

Der Schutz von Bestäuberinsekten (u.a. Bienen, Wildbienen, Hummeln, etc.) steht zunehmend im Vordergrund. Dies wird in der Auflage NN410 („Das Mittel wird als schädigend für Populationen von Bestäuberinsekten eingestuft. Anwendungen des Mittels in die Blüte sollten vermieden werden oder insbesondere zum Schutz von Wildbienen in den Abendstunden erfolgen“) festgehalten. Dabei handelt es sich um eine weiche Auflage, die bei Nichtbeachtung keinen CC-Verstoß zur Folge haben sollte. Die Bundesländer handhaben dieses unterschiedlich, gerade M-V sieht es nicht als „Kann-Regel“, sondern verpflichtend. Der Einsatz sollte generell nicht in der Hauptflugzeit der Bienen erfolgen. Versuchen Sie die Blütenspritzung in die Abend- und Nachtstunden zu verlegen, dabei gilt B4-Mischungen in Verbindung mit der NN410 keine Beschränkung der Endzeit. Bei B2-Mischungen ist die Anwendung ab 23:00 Uhr aufgrund von Taubildung nicht mehr zulässig. Die dargestellten Beschränkungen führen seit Jahren dazu, dass der Insektizid-Einsatz in der Blüte von vielen Anwendern eher restriktiv entschieden wurde. So besteht die Möglichkeit, bei geringem Auftreten von Kohlschotenrüsslern und/oder Kohlschotenmücke eine Randbehandlung vorzunehmen oder ganz auf den insektiziden Einsatz zu verzichten.

Voraussetzungen für den Insektizideinsatz

Aufgrund der sich weiter verschärfenden Situation bei den Insektiziden ist auf eine genaue Schädlingskontrolle zu achten. Dazu gehört eine akribische Überwachung der Schadschwellen und Ermittlung, welcher Schädling wann in die Bestände einfliegt. Des Weiteren müssen die Anwendungsbedingungen für den Insektizideinsatz möglichst optimal sein:

  • pH-Wert der Spritzbrühe beachten und ggf. anpassen auf pH 5,5
  • Wasseraufwandmenge mind. 300l/ha
  • Volle zugelassene Aufwandmengen nutzen
  • Keine Behandlung bei Temperaturen über 25 °C und Windgeschwindigkeiten über 5 m/s

Bekämpfungsstrategien und Schadschwellen

In Abhängigkeit vom Schädlingsauftreten kommen folgende Strategien in Frage:

Indikation (bekämpfungswürdig)Auftreten Rapsglanzkäfer (RGK)Strategie/ empfohlene Mittel
Stängel- u. TriebrüsslerKeine RGKPyrethroide Typ II
RGK vorhandenTrebon 30 EC (B2)
RapsglanzkäferRGK unter BekämpfungsrichtwertKeine Bekämpfung
RGK oberhalb BekämpfungsrichtwertBis BBCH 59: Mospilan/Danjiri (B4)         in Beständen mit ersten offenen Blüten: Mavrik Vita/Evure (B4)
Kohlschotenrüssler RGK in der Regel nicht bekämpfungswürdigB4 Pyrethroide

(Quelle: JKI, 2022 verändert nach Pflanzenschutzdienst RP-Gießen)

Schadschwellen Rapsschädlinge
Großer Rapsstängelrüssler5 Käfer in 3 Tagen in der Gelbschale mit Gitterabdeckung
Gefleckter Kohltriebrüssler15 Käfer in 3 Tagen in der Gelbschale mit Gitterabdeckung
RapsglanzkäferAb Knospenbildung bis Blühbeginn durch Abklopfen des Haupttriebes > 10 Käfer pro Haupttrieb                                                                                                         Bekämpfungsrichtwert halbiert sich bei schwachen Beständen!
KohlschotenrüsslerAb Blühbeginn bis Blühende durch Abklopfen vom Haupttriebes
Bei schwachem Auftreten der Kohlschotenmücke: 1 Käfer/PflanzeBei starkem Auftreten der Kohlschotenmücke: 1 Käfer/2 Pflanzen
Kohlschotenmücke1 Mücke/3−4 Pflanzen Ab Blühbeginn bis Vollblüte Problem: Schädling in Bestand kaum erkennbar oder unterscheidbar von anderen Mücken

Übersicht Rapsschädlinge Frühjahr

SchädlingAussehen KäferTemperaturbedarfSchadbildZeitpunkt der BefallsermittlungBemerkungen
Großer Rapsstängelrüssler3,2−4 mm groß, grau scheinender, schwarzer Kopf, schwarze Füße Larven sind gelblich-weiß, beinlos mit gelb-bräunlicher KopfkapselKäfer überwintern im Boden der vorjährigen Rapsfelder; Zuflug ab 5−7 °C Bodentemperatur und 9−12 °C Lufttemperatur, ab 12 °C intensiver Zuflugca. 1 mm große Einstichstelle am Stängel sichtbar; Aufplatzen des Stängels an der Eiablagestelle; Verdrehung des Stängels; Ausgangspunkt für PilzinfektionenAnfang Februar bis Mitte AprilNur kurzer Reifungsfraß nötig, Bekämpfung sofort nach Erreichen der Schadschwelle
Gefleckter Kohltriebrüssler2,5−3 mm groß, weißgraue, schuppenartige Behaarung; rötlichbraune Füße; Larven sind weißlich, beinlos mit bräunlicher KopfkapselKäfer überwintern in geschützten Quartieren (Wäldern, Hecken); Zuflug ab 6 °C Bodentemperatur und 9−12 °C Lufttemperatur, ab 12 °C intensiver ZuflugKäfer bohren Löcher in den Stängel und legen dort ihre Eier ab; Larven fressen im Inneren der Stängel; Bohrlöcher sind Eintrittspforten für PilzinfektionenAnfang Februar bis Anfang AprilTemp. < 20 °C= längerer Reifungsfraß Temp. > 20 °C= kürzerer Reifungsfraß
Schwarzer RapsstängelrüsslerSchwarz, ähnlich dem Großen Rapsstängelrüssler, jedoch mit dunkleren, gleichmäßigen MerkmalenZuflug ab 5 °C Bodentemperatur, häufig gleichzeitig mit dem Großen Rapsstängelrüssler. Massenzuflug erfolgt bei anhaltenden Temperaturen ab 12 °C. Kalte, feuchte Witterung kann das Schlüpfen und die Eiablage verzögern oder verhindernEinstichstellen zur Eiablage führen zu Verkrümmungen und Rissen im Stängel. Bei starkem Befall kommt es zu einem deutlichen WachstumsstoppAnfang Februar bis Anfang AprilNur kurzer Reifungsfraß nötig, Bekämpfung sofort nach Erreichen der Schadschwelle
Rapsglanzkäfer1,5−2,5 mm groß; schwarzer Käfer mit grünbläulich glänzenden Rücken, Larven sind gelblichweiß und in älteren Blüten zu findenAb 15 °C TagestemperaturKäfer fressen sich in Knospen hinein, um den Rapspollen zu fressen; kleine Knospen werden total zerstört à früher Befall besonders schädigendMitte März bis BlüteKäfer besiedeln den Schlag vom Rand, manchmal Randbehandlung ausreichend
Kohlschotenrüssler2,5−3 mm groß; grau erscheinender schwarzer Käfer; schwarze Füße; Larven sind weiß bis gelblich mit brauner KopfkapselHauptzuflug ab Tagestemperatur von über 20 °CFraß und Eiablage in Schoten; 1 Larve je Schote; Ausbohrlöcher der Larven wird von Kohlschotenmücke genutztHauptauftreten zu Beginn der VollblüteDirekter Schaden meist gering, aber Wegbereiter für die Kohlschotenmücke Bekämpfung innerhalb zwei Wochen nach Schwellwertüberschreitung
Kohlschotenmücke1,2−1,5 mm große Mücke; weißbehaarter Brustabschnitt und rötlichem Hinterleib mit dunklen Querbinden; Larve ist zu Beginn glasig, später weiß und dann gelblichZuflug bei Bodentemperaturen von 12−15 °CEiablage in Schoten; nutzen das Ausbohrloch des Kohlschotenrüsslers; Larven fressen an der Schoteninnenseite und der Samenanlage; Schoten verfärben sich gelb und platzen aufZweite Hälfte BlüteNutzt Bohrlöcher des Kohlschotenrüsslers, kann aber junge Schoten direkt anstechen