Herbizidstrategie im Winterraps

Um die richtige Herbizidstrategie zusammenzustellen, ist es wichtig das Unkrautauftreten der Flächen zu kennen. Da die Basis der Herbizidwirkung im Winterraps im Vorauflauf bzw. sehr frühen Nachauflauf gelegt wird, muss das Unkrautauftreten aus der Vergangenheit bekannt sein. Sollte dies nicht der Fall sein, empfiehlt es sich ein Spritzfenster zu lassen, um zur nächsten Rapsaussaat mehr zu wissen. Insbesondere durch die Anwendungsbestimmungen für Clomazone (Hier finden Sie die Clomazoneauflagen) ist es wichtig zu wissen, ob auf dem Standort mit Wegrauken bzw. Hirtentäschel zu rechnen ist.

Als Standardherbizidstrategie kann die Kombination aus Clomazone (66‑108 g/ha Aktivsubstanz) plus 1,0 l/ha Fuego bzw. 1,5 l/ha Fuego Top eingesetzt werden. Alternativ dazu kann auch eine Fertigformulierung beider Wirkstoffe, wie z.B. 2,0‑2,25 l/ha Nimbus SC / Bengala bzw. letztmalig 1,8-2,0 l/ha Circuit Sync Tec verwendet werden.

 

 

Ein weiteres typisches Unkraut in Rapsfruchtfolgen ist die Besenrauke. Diese lässt sich im Gegensatz zur Weg- und Löselsrauke nur mit höheren Aufwandmengen Metazachlor/Dimethachlor und Dimethenamid-P bekämpfen. Seit einigen Jahren ist Belkar mit sehr guter Wirkung hinzugekommen. Der Wirkstoff Clomazone besitzt gegen diese Raukenart keine nennenswerte Wirkung, unterstützt lediglich etwas die wirksamen Mittel.

Handelt es sich bei Ihrem Standort um einen noch für den Rapsanbau jungfräulichen Standort, kommen Sie mit dem Wirkstoff Metazachlor (z.B. Butisan/Fuego) als Hauptbestandteil Ihrer Strategie aus. Dieser erfasst sicher die Kamillearten und hat eine Teilwirkung gegen Besenrauken.

  • Gehört noch Klettenlabkraut zum Unkrautspektrum, sollte der Wirkstoff Quinmerac (Butisan Top/Fuego Top) ein weiterer Baustein sein. Auch auf Standorten mit Schierling sowie Kerbel bzw. Wilder Möhre ist der Zusatz von Quinmerac Pflicht.
  • Der Wirkstoff Dimethenamid-P kann die Bodenwirkung von Metazachlor verstärken, ist allerdings deutlich schlechter verträglich, besonders nach Starkregen. Ist auf dem Standort das Auftreten von Storchschnabel bekannt empfiehlt sich der Einsatz von (Butisan Kombi 2,0 bzw. Butisan Gold 2,2-2,5 l/ha). Storchschnabel tritt häufig bei Mais in der Fruchtfolge auf.

 

 

  • Der Zusatz von Stomp Aqua (0,5-0,8 l/ha) zum Metazachlor und evtl. Clomazone ist bei hohem Stiefmütterchendruck sowie dem Auftreten von Ochsenzunge/Krummhals und/oder Klatschmohn nötig. Stomp muss im Vorauflauf, spätestens 3 Tage nach der Saat eingesetzt werden, da es sonst zu Kulturunverträglichkeiten führen kann. Nach dem Auflaufen ist eine Anwendung erst wieder ab dem 6-Blattstadium bzw. der Vegetationsruhe möglich. Novembermaßnahmen mit 1,5-2,0 l/ha Stomp Aqua sind bei starkem Auftreten von Ochenzunge, Klatschmohn sinnvoll.
  • Muss aufgrund nahe gelegener Siedlungsflächen auf eine Verwendung des Wirkstoffes Clomazone verzichtet werden und wird ein starker Besatz mit Wegrauke festgestellt, bleibt nur das Nachputzen mit Fox. Hierbei werden auch Stiefmütterchen gut bekämpft. Im Splitting sollten 0,3 l/ha ab dem 2-3-Blattstadium des Rapses ergänzt werden. Um Blattverätzungen zu vermeiden, muss die Anwendung des Mittels Fox auf absolut trockene Bestände erfolgen. Nachtfröste 7-10 Tage vor und nach der Anwendung führen ebenfalls zu Schäden.

 

 

  • Ebenfalls blattaktiv lassen sich Kornblume, Kamille und Distel mit Effigo (0,25 l/ha) nachputzen. Der Einsatz von Runway (0,2 l/ha) ist aufgrund der Clopyralidauflage abzuwägen und würde bei einem zusätzlich hohen Druck von Stiefmütterchen und/oder Klatschmohn Sinn machen. Die Zumischung von 0,4-0,6 l/ha Fox ist möglich. Allerdings ist hierbei auf trockene Blätter, Frostgefahr und keine Zumischung weiterer Komponenten zu achten.

Auf langjährigen Rapsstandorten werden die Ansprüche an die Herbizidmaßnahmen aufgrund der Selektion spezieller Unkräuter höher. Kreuzblütler wie Wegrauke und Hirtentäschelkraut beginnen meist zuerst Probleme zu machen. In den letzten Jahren war zusätzlich ein verstärktes Auftreten von Klatschmohn, Storchschnabel, Schierlingsarten und Besenrauke (eher in Trockenlagen) festzustellen.

Alternativ zu einer einmaligen Applikation der Mittel im Nachauflauf, könnte auch über ein Splitten der Mengen nachgedacht werden. Insbesondere, wenn zum Zeitpunkt der Anwendung zu trockene bzw. zu feuchte / regnerische Bedingungen vorherrschen. Durch anhaltende Niederschläge kann das Metazachlor aus den obersten 2 cm ausgewaschen werden, was die Wirkung gegen Flachkeimer (z.B. Kamille) verschlechtert. Bei trockenen Bedingungen wird der Wirkstoff abgepuffert und der Wirkungserfolg gemindert. Mittels Splitting-Maßnahmen wird der Wirkstoff in den oberen Zentimetern aufgefrischt. Hierbei sollte die Vorlage bei 50-70 % der geplanten Gesamtmenge liegen und der zweite Split maximal 2-3 Wochen nach dem ersten, mit der nächsten Graminizid- oder Insektizidmaßnahme, erfolgen. Clomazone und Pendimethalin gehören ausschließlich in den Vorauflauf!

 

 

Besonders bei Produkten, die den Wirkstoff Dimethenamid-P enthalten, sollte gesplittet werden, da es hier häufiger Verträglichkeitsprobleme auf leichteren Standorten gibt.

Seit einigen Jahren bietet sich zur blattaktiven Behandlung im Herbst auch das Mittel Belkar an. Spezialunkräuter wie Storchschnabel und Besenrauke werden gut bekämpft. Vogelmiere, Ehrenpreis sowie Wegrauke werden schwach oder gar nicht bekämpft. Die Maßnahme sollte im 4-6-Blatt-Stadium des Rapses mit 0,25-0,3 l/ha erfolgen (evtl. 0,2 l/ha Synero bei Kamille, Klatschmohn). Das Mittel ist in puncto Verträglichkeit ebenfalls kritisch zu betrachten, da es immer wieder zu deutlichen und anhaltenden Schädigungen kommt, wenn der Raps im Zweiblattstadium oder kleiner war.

 

 

Außerdem schließt eine Belkar-Anwendung diverse Tankmischungen bzw. Spritzfolgen aus. So verbieten sich folgende Tankmischungen:

  • Metconazol-haltige Fungizide
  • Agil-S
  • Targa Super
  • Fusilade MAX
  • Diverse Netzmittel und Additive

Des Weiteren empfiehlt der Hersteller, auf metconazolhaltige Fungizide in der Herbstanwendung gänzlich zu verzichten.

 

Gräser- und Ausfallgetreidebekämpfung im Winterraps

Die Bekämpfung von Ausfallgetreide im Winterraps ist gerade in Mulchsaaten als Standardmaßnahme zu sehen. Dennoch gibt es Einiges zu beachten. Generell gilt, dass die Konkurrenzsituation um Platz und Wasser zwischen des jungen Rapses und des Ausfallgetreides nicht zu hoch werden darf. Dies beurteilt man am besten an den Stellen im Schlag, wo inselartig besonders viel Getreide steht. Droht der Raps im Getreide unterzugehen, sollte umgehend behandelt werden. Zu beachten ist außerdem, dass bis zu einem sichtbaren Vergilben des Getreides infolge der Behandlung teilweise Wochen vergehen. Besonders bei einer späten Ernte nach Weizen, fehlender Stoppelbearbeitung oder langer Trockenphasen, die ein Auflaufen des Getreides vor der Rapssaat verhinderten, kann die Notwendigkeit einer Maßnahme schon sehr früh der Fall sein. Noch extremer ist dieses Geschehen nach Sommergerste. Diese entwickelt sich so schnell, dass sie dem Raps buchstäblich das Wasser abgräbt. Da die in Frage kommenden Gräsermittel alle übers Blatt wirken, empfiehlt es sich bei geringem Konkurrenzdruck zu warten, bis noch mehr Ausfallgetreide aufgelaufen ist bzw. die nächste Durchfahrt ansteht. Gerade bei wüchsigen Beständen und/oder unter feuchten Bedingungen, die Phomainfektionen begünstigen, kann schon frühzeitig (ab 3-Blatt Raps) die Mitnahme von kleinen Fungizidmengen zur Ausfallgetreidebekämpfung sinnvoll sein. Diese sorgen, vor allem bei stark reduzierten Aufwandmengen des Gräsermittels, für einen zusätzlichen Formulierungseffekt. Dieser kann auch durch Additive erzielt werden. Unter warmen und trockenen Bedingungen (Luftfeuchtigkeit unter 60 %) ist dies zwingend notwendig. Geeignete Produkte sind der Tabelle im Kapitel Additive zu entnehmen.

Die Graminizide können bei günstigen Bedingungen (hohe Luftfeuchte über 60% und Tankmischungen mit Azolen) gegen Ausfallgetreide (max. EC 13) reduziert werden. Allerdings sollte bei Wintergerste nicht unter 60% und bei Weizen, Roggen, Triticale nicht unter 80% der Aufwandmenge gegangen werden. Sommergetreide, allen voran Sommergerste und Hafer sind extrem zügig und dominant und brignen den Raps schnell in Bedrängnis. Bestocktes Getreide benötigt höhere Aufwandmengen.

Treten neben Ausfallgetreide auch Ungräser auf, sind die Aufwandmengen gemäß der Tabelle zu erhöhen. Der Einsatz von Select 240 SC gegen Rispe, aber auch gegen Ackerfuchsschwanz und Weidelgras kann beim Einsatz ab der ersten Oktoberdekade zu Verträglichkeitsproblemen führen. Eine Maßnahme mit Propyzamid (Kerb Flo u. a.) ist auf allen Flächen mit Trespen bzw. Ackerfuchsschwanz und Weidelgras Pflicht. Gerade hier sollte der Raps in der Fruchtfolge genutzt werden, um Ungräser effektiv zu bekämpfen. Der optimale Termin für den Kerbeinsatz liegt am – oder nahe des – Vegetationsendes, da die Wirkung erst bei Temperaturen unter 10 °C und ausreichender Bodenfeuchtigkeit sicher ist. Dies ist in Zeiten der Klimaveränderung auf vielen Standorten nicht mehr Mitte bis Ende November der Fall, sondern eher gegen Jahresende. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt hilft ein Zusatz von soluMOP (K+S), um ein Einfrieren der Spritze zu verhindern. Bei zu früher Behandlung wird zu viel Wirkstoff im Boden abgebaut. Die Wirkung der Maßnahme ist erst im Frühjahr sichtbar. Da das Propyzamid nur wenige Zentimeter tief in den Boden eindringt, können bis zum Einsetzen der Wirkung bestockte Ungräser aufgrund ihres tiefreichenden Wurzelwerks, nicht sicher erfasst werden. Eine vorhergehende Blattbehandlung ist daher nötig. Grundsätzlich sollte der Acker Anfang Oktober einmal Grasfrei sein, damit alles was danach aufläuft noch sicher vom Kerb erfasst wird. Findet man zum Kerbtermin bestockte Ackerfuchsschwanz- oder Weidelgraspflanzen, kann eine Kombination von 1,5 l/ha Focus Ultra + 1,5 l/ha Kerb Flo + 1,0 l/ha Dash eine Lösung sein. Diese Mischung darf bei Nachtfrost, aber nicht bei Dauerfrost ausgebracht werden.

 

 

Generell gehören alle Wirkstoffe zur Gräser-bekämpfung (ausgenommen Propyzamid) im Raps in die Klasse der ACCase-Hemmer (HRAC Klasse 1), welche ein sehr hohes Resistenzrisiko bergen. Die blattaktiven Gräsermittel lassen sich dabei in sogenannte DIMs und FOPs unterteilen. Die Resistenzsituation bei Problemgräsern ist leider auf jedem Schlag unterschiedlich. Manchmal kann der Wirkstoffwechsel zu einem DIM-Produkt sinnvoll sein. Lesen Sie hierzu weiteres im Kapitel Resistenzmanagement. Kombinationen aus je 50 % Aufwandmenge eines DIM- und eines FOP-Produktes können auch auf schwierigen Standorten manchmal besser wirken als reine DIMs, nachdem FOP-Mittel lange nicht eingesetzt wurden. Bei nachlassender Wirkung der Präparate muss der Einsatz bis spätestens 2-3 Blatt des Grases erfolgen. Sonst bleiben früh im Herbst Pflanzen über, die später auch mit Kerb nicht bekämpft werden können.

Auf Standorten mit Ackerfuchsschwanz sollten unbedingt die gräserwirksamen Wirkstoffe Napropamid und Metazachlor im Vorauflauf mit genutzt werden. Hier bietet sich der Einsatz von Tribeca Sync Tec oder Torso an, sowie die Einarbeitung vor der Saat mit reinem Napropamid. Außerdem hat Colzor Trio bzw. Uno ebenfalls eine gute Ackerfuchsschwanzwirkung, da es nur wenig in den Boden eindringt und in die gleiche Resistenzklasse wie Flufenacet (Herold, Malibu, Cadou) gehört, also keine Probleme bei vorliegender FOP-, DIM- oder Sulfonyl-Resistenz birgt.

 

Erläuterung der wirkstoffbezogenen Auflagen im Raps

Auflagen zum Wirkstoff Clomazone

Clomazone darf mit einem Abstand von 50 m zu Ortschaften, Haus- und Kleingärten und für die Allgemeinheit bestimmte Flächen angewendet werden (NT 155). Für die Mittel Centium 36 CS, Gamit 36 AMT sowie Altiplano DamTec und Tribeca Sync Tec gilt zusätzlich, dass der Abstand von 50 m auf 20 m reduziert werden kann, wenn das Mittel nicht in Tankmischung mit anderen Pflanzenschutzmitteln oder Zusatzstoffen ausgebracht wird (NT 154). Kein Abstand ist erforderlich zu Nachbarflächen, die mit Winterraps, Getreide, Mais oder Zuckerrüben bestellt wurden, sowie bereits abgeerntete Flächen, wie z.B. Stoppelfelder. Zu allen anderen Feldern ist 5 m Mindestabstand erhalten.

 

 

Außerdem bestehen Richtlinien bezüglich der Ausbringung von Clomazone wie Flächenplan, Wasseraufwandmenge, Fahrgeschwindigkeit, Düsen, Nachkontrolle sowie die Temperaturauflagen:

Vor der Anwendung muss ein Flächenplan erstellt werden, welcher bei den Applikationen mitgeführt werden muss.
Dieser Plan muss folgende Informationen enthalten:

  • Schlagbezeichnung
  • Aussaattermin
  • Name des Pflanzenschutzmittels
  • Geplanter Termin der Anwendung / Tatsächlicher Termin der Anwendung
  • Wettervorhersage für die folgenden drei Tage (Quelle: DWD).
  • Wasseraufwandmenge (Clomazoneprodukte müssen mit 300 l/h Wasser gefahren werden)
  • Düsen (erforderlich sind 90 % Abdriftminderung)
  • Fahrgeschwindigkeit (nicht schneller als 7,5 km/h)
  • Zusätzliche Felder für die Nachkontrolle

Hier finden Sie den Dokumentationsbogen Clomazone-Anwendung als Excel-Datei bzw. auch als PDF-Datei

 

Bei der Anwendung müssen folgende Parameter eingehalten werden:

  • Ab Tagestemperaturen von > 20°C darf die Anwendung nur noch in den Abend-/ Morgenstunden von 18 – 9 Uhr erfolgen. Bei zu erwartenden Tageshöchsttemperaturen von > 25 °C ist eine Anwendung von Clomazone VERBOTEN
  • Hilfe gibt dabei auch der Deutsche Wetterdienst. Auf der Website www.dwd.de im Bereich Fachnutzer -> Landwirtschaft -> Agrarwetter -> Clomazonehaltige PSM werden aktuelle und vorhergesagte Temperaturkarten angegeben. Diese können auch ausgedruckt und archiviert werden.

Nach der Anwendung:

  • im Zeitraum von einem Monat müssen wöchentlich in einem Umkreis von 100 m die umliegenden Flächen bezüglich Aufhellungen kontrolliert werden. Sollten Aufhellungen auftreten, muss dies unverzüglich dem Pflanzenschutzdienst sowie dem Zulassungsinhaber gemeldet werden.

 

Auflagen zum Wirkstoff Pendimethalin

  • NT 146: Fahrgeschwindigkeit < 7,5 km/h.
  • NT 170: Die Windgeschwindigkeit darf bei der Ausbringung des Mittels 3 m/s nicht überschreiten.
  • NT 145: Mindestens 300 l/ha Wasser - auf der ganzen Flächen mindestens 90% Abdriftreduzierung.

 

Auflagen der Mittel Runway, Runway VA, Synero 30 SL

  • NG 349: Auf derselben Fläche keine Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Aminopyralid im folgenden Kalenderjahr.

 

Auflagen des Mittels Runway

  • NG 350: Auf derselben Fläche keine Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Clopyralid im folgenden Kalenderjahr.

Weitere zulassungsrelevante Informationen erhalten Sie in den Übersichten