Herbizide Winterraps Frühjahr
Herbizideinsatz im Raps im Frühjahr
Der Herbizideinsatz im Frühjahr erfordert geeignete Witterungsbedingungen, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Vor allem Problemunkräuter wie Rauke-Arten oder Storchschnabel treten häufig an Schlagrändern oder Teilflächen mit hohen Strohresten auf, wo der Raps schlecht entwickelt ist. Eine vollflächige Behandlung ist nicht immer notwendig, weshalb bei der Entscheidung über Teilflächen die Unkrautdichte, die Bestandesdichte und die Entwicklung des Rapses berücksichtigt werden sollten.
Gut entwickelte Rapsbestände mit ausreichender Pflanzendichte sind in der Lage, viele Unkräuter zu überwachsen und zu unterdrücken. Allerdings besitzen Rauken, ähnlich wie Kamille-Arten, ein hohes Durchsetzungspotenzial und können die Dreschbarkeit des Bestandes erheblich verschlechtern. In lückigen Teilflächen ist daher eine gezielte Bekämpfung sinnvoll, um Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und Licht zu verhindern.
Zielunkräuter und Notwendigkeit der Behandlung
Generell empfiehlt sich bei einem stärkeren Besatz von Kamille, Schierling, Klatschmohn und Raukenarten eine Frühjahrsbehandlung einzuplanen.
- Ausfallgetreide- und Ungrasbekämpfung: Wenn die Bekämpfung im Herbst unzureichend war, sollte eine Nachbehandlung erfolgen.
- Propyzamid-haltige Mittel: Falls diese im Herbst eingesetzt wurden, bleibt häufig nur die Frage nach der Flughaferbekämpfung offen. Ein später Einsatz im Frühjahr ist wenig erfolgversprechend, da Propyzamid aufgrund seiner langsamen Wirkung ab Mitte Februar meist nicht mehr ausreichend Zeit hat, um erfolgreich zu wirken.
Mittel zur Unkrautbekämpfung
Für die gezielte Bekämpfung von Kornblume, Distel, Knöterich, Schierling, Leguminosen und Kamille stehen weiterhin Clopyralid-haltige Mittel und Effigo zur Verfügung.
Effigo enthält:
- Clopyralid (267 g/l)
- Picloram (67 g/l), welcher die Wirkung gegen Kornblume, Distel, Knöterich, Schierling und Kamille verbessert und zusätzlich Klette (bis zum Erscheinen des dritten Quirls) miterfasst.
Achtung bei Effigo:
- Bei Frühjahrsanwendungen treten immer wieder Abreifeverzögerungen sowie Pflanzenschäden und Mindererträge auf. Dies kann unabhängig vom Anwendungstermin auftreten.
- Effigo sollte deshalb nur in absoluten Notfällen eingesetzt werden.
- Es darf nicht mit Fungiziden oder Graminiziden kombiniert werden, jedoch ist eine Mischung mit Pyrethroiden möglich.
Korvetto als Alternative
Eine verträglichere Alternative zu Effigo bietet das Herbizid Korvetto, welches die folgenden Wirkstoffe enthält:
- Clopyralid (120 g/l)
- Halauxifen-Methyl (5 g/l)
Die zugelassene Aufwandmenge beträgt 1 l/ha.
- Zielunkräuter: Korvetto bekämpft neben den durch Clopyralid erfassten Unkräutern auch:
- Storchschnabel
- Besenrauke
- Klatschmohn
- Erdrauch
- Taubnessel
- Wegrauke wird mit einem Wirkungsgrad von 50–80 % erfasst, was in dichten, konkurrenzstarken Beständen ausreichend ist.
- Zulassungszeitraum: Korvetto kann bis zum Knospenstadium (EC 50) angewendet werden.
Vorteile von Korvetto:
- Bessere Frühjahrsverträglichkeit im Vergleich zu Effigo.
- Gutes Wirkungsprofil gegen Problemunkräuter.
Wichtige Hinweise:
- Vor der Anwendung von Korvetto muss die Pflanzenschutzspritze gründlich gereinigt werden. Das Herbizid enthält starke Lösungsmittel, die Rückstände von vorherigen Anwendungen in der Spritze lösen und so Schäden im Rapsbestand verursachen können. Dies betrifft insbesondere Mischungen
- Korvetto besitzt eine eingeschränkte Mischbarkeit und sollte nicht mit anderen Herbiziden kombiniert werden, um Pflanzenschäden zu vermeiden.
Der Einsatz von Lontrel und Korvetto im Frühjahr
Der Einsatz von Lontrel (Clopyralid) und Korvetto (Clopyralid + Halauxifen) sollte bei Frost vermieden werden, da niedrige Temperaturen die Verträglichkeit für den Raps stark beeinträchtigen können.
Kombination und Wirkung:
Herbizide auf Basis von reinem Clopyralid (z. B. Lontrel oder Cliophar) sollten grundsätzlich mit einem Formulierungshilfsstoff (FHS) kombiniert werden. Alternativ können Folicur oder Caramba ab einer Aufwandmenge von 0,5 l/ha den Hilfsstoff (Öl) ersetzen, da Clopyralid sehr gut mit Azolen kombinierbar ist.
Anpassung der Aufwandmenge:
Die Aufwandmenge des Wirkstoffs richtet sich nach dem Entwicklungsstadium der Kultur, der Wüchsigkeit des Bestandes und dem Bedeckungsgrad der zu behandelnden Unkräuter:
- Bei wüchsigem Wetter und gut entwickelten Rapsbeständen (80 % Bodenbedeckung) reichen 30–50 g/ha Clopyralid aus, sofern sich die Zielunkräuter im Wachstum befinden und kein Nachtfrost droht.
- In schwächeren oder lückigen Beständen sollte die Aufwandmenge auf 60–80 g/ha erhöht werden. Bei starkem Unkrautdruck oder großen Zielpflanzen können 100–120 g/ha (volle Aufwandmenge Lontrel/Cliophar) notwendig sein.
Bekämpfung von Ausfallgetreide und Ungräsern
Im Frühjahr finden sich häufig Flächen mit Ausfallgetreide und Ungräsern, insbesondere in Mulchsaatbetrieben mit enger Fruchtfolge. Raps bietet als Blattfrucht oft die einzige Möglichkeit, Problemungräser wie Trespe, Quecke, resistenten Ackerfuchsschwanz oder Weidelgras innerhalb der Fruchtfolge effektiv zu bekämpfen. Die hierfür entstehenden Kosten sollten betriebswirtschaftlich auf die gesamte Fruchtfolge umgelegt werden.
Effektive Herbizidstrategien:
Zur Bekämpfung von Ausfallgetreide eignen sich folgende Mittel:
- Fusilade Max
- Agil-S (ohne FHS oder Azolkombination!)
- Targa Super
- Panarex
Wichtige Hinweise:
- Für Quecke sollte die volle Aufwandmenge ohne Reduzierung eingesetzt werden.
- Bei resistentem Ackerfuchsschwanz oder Weidelgras, das im Herbst nicht durch Kerb Flo oder Milestone erfasst wurde, bleibt im Frühjahr nur Focus Ultra als Möglichkeit. Hierbei ist die volle Aufwandmenge von 2,5 l/ha in Kombination mit einem Formulierungshilfsstoff (Dash oder Öl) zwingend erforderlich.
Anwendungsbedingungen für optimale Wirkung:
- Wüchsiges Wetter mit Temperaturen über 10 °C und einer Luftfeuchtigkeit von >60 % verbessert die Wirkung.
- Bei ungünstigen Bedingungen bleibt nur die Erhöhung der Aufwandmenge.
- Die Bekämpfung von Roggen, Dinkel und Durum ist mit Aufwandmengen gemäß Weizen möglich.
Vorsicht bei Mischungen:
- Bei vielen Gräserherbiziden kann eine Beimischung von FHS oder Folicur/Caramba die Wirkung verbessern.
- Eine Ausnahme bildet Agil-S: In Kombination mit einem FHS oder Azolen können Schäden an der Rapskultur entstehen.
- Vorsicht ist zudem bei Mehrfachmischungen geboten, da Wirkstoffkombinationen zu Verträglichkeitsproblemen führen können.
Wichtig ist der Termin:
Die Gräserbekämpfung muss vor dem Sichtbarwerden der Knospe abgeschlossen sein, um Schäden an der Kultur zu vermeiden.
Fazit
Der Herbizideinsatz im Frühjahr sollte gezielt erfolgen, insbesondere bei Problemunkräutern wie Rauke-Arten, Kamille, Storchschnabel und Klatschmohn. Die Entscheidung zur Behandlung sollte dabei standort- und bestandesabhängig getroffen werden.
- Effigo ist eine Notfalloption, sollte jedoch aufgrund seiner möglichen Nebenwirkungen (Pflanzenschäden, Mindererträge) nur mit Vorsicht eingesetzt werden.
- Korvetto stellt eine bessere Alternative dar, da es ein breiteres Wirkspektrum bei guter Verträglichkeit bietet.
- Gründliche Spritzenreinigung ist vor der Anwendung von Korvetto unerlässlich, um Folgeschäden zu vermeiden.
Eine frühzeitige und präzise Durchführung der Herbizidmaßnahmen sichert die Konkurrenzfähigkeit des Rapses und unterstützt eine saubere Ernte. Die Bekämpfung von Ausfallgetreide und Ungräsern stellt hierbei einen entscheidenden Schritt dar, um den Rapsbeständen optimale Wachstumsbedingungen zu ermöglichen.