Unter den derzeitigen Bedingungen stellt die Unkrautbekämpfung das größte Risiko für den Pflanzenschutz im europäischen Sojaanbau dar. Im europäischen Anbau herrscht bei der möglichen Herbizidauswahl der größte Wettbewerbsnachteil. Weltweit stehen neben konventionellen Sorten auch glyphosattolerante (Roundup Ready [RR]), glyphosat- und dicamba-tolerante (Roundup Ready2 Xtend [RRY2]), sulfonylharnstofftolerante (Sulfonylurea Tolerant [STS]) sowie 2,4D Tolerante (Enlist™ Weed Control System) Sorten zur Auswahl. Diese Optionen gibt es hierzulande nicht. Auch fällt die Auswahl an zugelassenen Herbiziden geringer aus. Nichtdestotrotz lassen sich auch in Deutschland und im Pannonische Tiefebene Sojabohnen sauber halten.
Dies ist entscheidend für den Anbauerfolg, da Sojabohnen aufgrund ihrer langsamen Jugendentwicklung und des späten Bestandesschlusses sehr konkurrenzschwach sind. Ackerwinden und Disteln lassen sich in Sojabohnen nicht bekämpfen. Generell sollten Schläge mit hohem Unkrautdruck von dem Sojaanbau ausgeschlossen werden.
Die chemische Unkrautbekämpfung erfolgt am besten im Vorauflauf bis drei Tage nach der Saat. Somit kann die Bodenfeuchte gut ausgenutzt werden. 10-20 mm Niederschlag in den 7 Tagen nach der Behandlung gewährleisten eine gute Wirkung. Diese Behandlung ist wirksam gegen Unkräuter, die in den obersten 1-4 cm des Bodens keimen, aber weniger wirksam gegen Unkräuter mit großen Samen (Xanthium, Ambrosia, Abutilon, Datura, Sonnenblume), die in tieferen Schichten keimen.
Nachauflaufbehandlungen sind zurzeit nur sehr eingeschränkt möglich, als alleinige Maßnahme reichen sie allerdings nicht aus und das herbizidempfindliche Entwicklungsstadium des Unkrauts (2-4-Laubblatt-Stadium) zur Anwendung ist besonders wichtig. NA-Herbizide dienen nur als Baustein, falls die Vorauflaufbehandlung aufgrund von Trockenheit nicht ausreichende Wirkungsgrade aufweist. Zu beachten ist die unterschiedliche Verträglichkeit der Sorten gegenüber metribuzinhaltiger, pendimetalinhaltiger Herbizide. Einige Sorten reagieren mit sehr großen Ertragseinbußen und/oder Standfestigkeitsprobleme. Die Verträglichkeit sollte deshalb vorab geklärt werden. Wie auch in anderen Leguminosen, muss die Vorauflaufbehandlung „sitzen“.
Herbizidstrategien Deutschland
Breite Wirkung mit guter Hirsewirkung
0,8−1,0 l/ha Spectrum
+ 0,25−0,35 l/ha Sencor Liquid
+ 0,20−0,25 l/ha Centium 36 CS
Breite Wirkung mit guter Verträglichkeit
2,0 kg/ha Artist
+ 0,2 l/ha Centium 36 CS
Geringer Unkrautdruck, nicht auf leichten Standorten
1,5−2,0 l/ha Stomp Aqua
+ 0,75−1,0 l/ha Spectrum
Entsprechend 3−4 l Spectrum Plus.
Nachauflaufbehandlung gegen Kamille, Ausfallraps, Hirtentäschel, Hellerkraut, Ampfer, Amarant und Hohlzahn:
2 x 7,5 g/ha Harmony SX + 0,3 l/ha Trend in EC 12 und EC 14 (7−14 Tage Abstand)
Nachauflaufbehandlung gegen Ausfallraps, Ehrenpreisarten, Gänsefuß, Melde, Taubnessel und Klette
2 x 0,5 l/ha Clearfield Clentiga + 0,5 l/ha Dash; 10 Tage Splitting wegen Verträglichkeit
Als Graminizide sind z.B. Focus Ultra + Dash und Fusilade Max zugelassen.
Eine Übersicht zu den aktuell zugelassenen Herbiziden in der Sojabohne finden Sie hier.
Herbizidstrategien Pannonische Tiefebene
Variante 1: Ambrosia, Schönmalve, Spitzklette, Sonnenblume
Vorauflauf:
0,4 Metrzibuzin (700)
+ 0,2 Clomazone (480)
oder
80g Pledge 50WP
+ 0,2 Clomazone (480)
Nachauflauf:
12 g/ha Refine / Harmony (Tifelnsulfuron-methyl)
Variante 2: Ackerwinde, Amaranth, Gänsefuß, Vogelmiere
Vorauflauf:
80 g/ha Pledge 50WP
Nachauflauf:
0,95 + 0,95 l/ha Corum (22,4 g/l Imazamox + 480 g/l Bentazone)
(7-10 Tage nacheinander)
oder
40g/ha Imazamox