Fungizid- / Wachstumsregler Strategien Winterraps Herbst
Wachstumsregulierung und Einwinterung
Ein wichtiges produktionstechnisches Instrument der Bestandesführung im Winterraps ist der mögliche Einsatz von Wachstumsreglern. Je nach Aussaattermin und Aussaatbedingungen, Nährstoffversorgung, Sorteneigenschaften und Witterungsverlauf können die Bestände im Herbst eine unterschiedliche Entwicklung aufweisen. Die folgende Abbildung stellt schematisch dar, wie man anhand der Blattzahl Ende September, Mengen und Form des Wachstumsreglers bei ein- bis maximal zweimaliger Behandlung abschätzen kann.
Bei zeitig gesäten Beständen, unter Umständen in Kombination mit höheren Stickstoffmengen durch organische Düngung, ist ein früheres Eingreifen mit Wachstumsreglern notwendig. Hierbei sollten wachstumsreglerbetonte Mittel zum Einsatz kommen (siehe Auflistung nach Wirkungsschwerpunkten). Die stärker auf fungizide Wirkung ausgerichteten Mittel sollten bei stärkerem Phomadruck, aufgrund eines regenreichen Herbstes und infolgedessen verschlämmter Flächen, zum Einsatz kommen. In Jahren mit erhöhter Infektionsgefahr durch späte Aussaat mit ständigen Niederschlagsereignissen und dadurch schwach entwickelten Rapspflanzen (Herbst 2010, 2015) sollten Maßnahmen mit fungizidbetonten Mitteln gegen Phoma in Wiederholung gefahren werden.
Auch schwach entwickelte Bestände reagieren positiv auf eine Förderungsmaßnahme mit fungizidorientierten Mitteln. Ebenso sollten die länger dem Phomadruck ausgesetzten Frühsaaten neben dem wachstumsregulatorischen Aspekt mit ausreichend Fungizidmenge behandelt werden. Dafür bieten sich Kombinationen der einzelnen Mittel an.
Auflistung zugelassener Rapsfungizide nach ihren Wirkungsschwerpunkten
Wachstumsregulatorische Wirkung
Fungizide Wirkung
Die Phomawirkung kann, neben einer fungizidorientierten Mittelwahl, durch den Zusatz von 0,2-0,25 l/ha Cantus Gold erhöht werden. Mit dem Mittel Tilmor können mit Aufwandmengen von 0,8-1,2 l/ha ebenfalls gute Wirkungsgrade gegen Phoma erzielt werden. Dies entspräche aus wachstumsregulatorischer Sicht 0,6-1,0 l/ha Folicur.
Möchte man die für die Kürzung nötige Aufwandmenge pauschalisieren, kann man eine Menge von 0,1 l/ha Folicur je zum Zeitpunkt der Maßnahme entwickeltem Blatt, als Standard ansetzen. Bei einem Rapsbestand mit fünf Blättern entsprächen dann aus wachstumsregulatorischer Sicht:
0,7 Tilmor / Ampera <> 0,5 Folicur <> 0,25 Toprex <> 0,4 Carax
Ist aufgrund massiger Entwicklung des Rapsbestandes eine starke Kürzungsmaßnahme erforderlich, können auch Kombinationen aus Toprex und Carax Sinn ergeben. Besonders wenn bis zur nächsten Wachstumsreglergabe bzw. bis zum Vegetationsende einige Zeit überbrückt werden soll, kombiniert man so die schnelle Stoppwirkung des Carax mit der länger anhaltenden Wirkung des Mittels Toprex.
Eigene Versuche haben gezeigt, dass der stauchende Effekt des Vegetationskegels beim Toprex im Vergleich zu anderen Produkten deutlich bis ins Frühjahr hinein sichtbar ist. Diese Dauerwirkung kann man sich auch zu Nutze machen, wenn bei ausbleibendem Winter, wie bspw. 2019/2020, defacto kein Vegetationsende vorhanden ist und der Raps aufgrund voranschreitender Temperatursumme eine deutliche Neigung zum verfrühten Schossen hat. Jedoch ist hierbei Vorsicht geboten: Die Pflanzen sollten bei späten Wachstumsregleranwendungen (November / Dezember) durchaus noch 1-2 Wochen Vegetationszeit ohne nennenswerte Frostereignisse haben. Wachstumsregleranwendungen in Verbindung mit unmittelbar direkten Frostereignissen sind immer ein immenser Stress für die Pflanzen, den es unbedingt zu vermeiden gilt.