Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae)

Kohlhernie ist eine bedeutende bodenbürtige Krankheit im Winterraps, die vor allem auf anfälligen Standorten zu starken Ertragsverlusten führen kann. Der Erreger, Plasmodiophora brassicae, gehört zu den Schleimpilzen und kann über viele Jahre im Boden überdauern.

Krankheitsbild:

  • Frühe Anzeichen: Bereits im Herbst treten nesterweise verkümmerte Pflanzen auf. Diese leiden besonders in trockenen Phasen, was durch vergilbte oder rötliche Blätter sichtbar wird.
  • Typische Symptome:
    • Gallenbildung an den Wurzeln.
    • Wurzeln zeigen unregelmäßige, rötlich-braune, gefurchte Verdickungen.
    • Anfangs sind die Gallen fest und weiß, verfärben sich jedoch im späteren Stadium gräulich und werden weicher.
    • In schweren Fällen kann ein Großteil des Wurzelsystems betroffen sein, was die Wasser- und Nährstoffaufnahme massiv einschränkt.

Übertragung und Infektionsbedingungen

Die Dauersporen des Erregers keimen bei feuchten Bedingungen und Temperaturen zwischen 10–25 °C (optimal: 20–25 °C).

  • Zoosporen werden mit dem Bodenwasser transportiert und dringen in die Wurzelhaare der Pflanzen ein.
  • Dort entwickeln sie sich zu zweikernigen Plasmodien (Zellkörper), die sich zu mehrkernigen Plasmodien weiterentwickeln.
  • Diese wachsen schließlich zu Zoosporangien, aus denen neue Zoosporen freigesetzt werden, die tiefer in die Wurzel eindringen.

Lebenszyklus:

Der Lebenszyklus der Kohlhernie verläuft in zwei Phasen:

  1. Primäre Infektion: Die Plasmodien wachsen in den Wurzelhaaren und der Epidermis. Daraus entstehen Zoosporangien, die Zoosporen freisetzen und eine Sekundärinfektion auslösen.
  2. Sekundäre Infektion: Die Zoosporen infizieren die Wurzelrinde, wo sich sekundäre Plasmodien bilden. Diese bewirken die typische Gallenbildung durch starkes Zellwachstum und -teilung.
  • Die gebildeten Dauersporen verbleiben für >10 Jahre im Boden.
  • Bei optimalen Bedingungen dauert die Infektion bis zur Dauersporenbildung etwa 24 Tage (bei 20 °C).

Wirtsspektrum:

  • Kohlhernie befällt vor allem Pflanzen der Familie der Kruziferen (Brassicaceae), zu denen Raps gehört.
  • Der Erreger wurde jedoch auch auf Gräsern (z. B. Deutsches Weidelgras) und anderen dikotylen Pflanzen (z. B. Mohn) nachgewiesen.
  • Ein Vermehrungspotential und Schäden an nicht-kruziferen Pflanzen sind bislang nicht bekannt.

Vorbeugende Maßnahmen:

Die Bekämpfung der Kohlhernie ist aufgrund der langen Überdauerungsfähigkeit der Dauersporen äußerst schwierig. Daher stehen vorbeugende Maßnahmen im Fokus:

  1. Fruchtfolge auflockern: Eine Raps-Anbaupause von mindestens 5–7 Jahren reduziert das Infektionsrisiko.
  2. Ausfallraps frühzeitig beseitigen: Ausfallraps sollte rechtzeitig entfernt werden, um die Bildung von Dauersporen zu verhindern. Dabei sind die Temperatursummen (keimfähige Phasen des Erregers) zu beachten.
  3. Resistente Sorten nutzen: Auf befallenen Flächen sollten kohlhernieresistente Sorten eingesetzt werden. Diese bieten keinen vollständigen Schutz, reduzieren jedoch die Schadwirkung erheblich.
  4. Boden-pH-Wert optimieren: Ein pH-Wert von über 5,6 kann das Infektionsrisiko senken, da der Erreger auf sauren Böden besser gedeiht.
  5. Sporenreduzierende Zwischenfrüchte einsetzen: Der Anbau von Phacelia, Mohn oder Erbsen kann die Sporenmenge im Boden reduzieren und somit das Infektionspotenzial mindern.

Bekämpfungsmöglichkeiten:

Die direkte Bekämpfung der Kohlhernie ist derzeit begrenzt. Mögliche Ansätze:

  1. Biologische Pflanzenschutzmittel: Der Einsatz von Präparaten mit Mikroorganismen (z. B. antagonistische Pilze oder Bakterien) zeigt in der Forschung vielversprechende Ansätze.
  2. Bodenverbesserung: Eine gezielte Verbesserung der Bodenstruktur und eine Förderung der Bodenfauna (Regenwürmer) kann die Sporenverbreitung hemmen.
  3. Sortenwahl und Standortsanierung: Der kombinierte Einsatz von resistenten Sorten und einer sanierenden Fruchtfolge stellt derzeit die effektivste Strategie dar.

Fazit

Kohlhernie ist eine schwer zu bekämpfende Krankheit, die durch Dauersporen im Boden langfristig bestehen bleibt. Der Schlüssel zur Kontrolle liegt in vorbeugenden Maßnahmen wie Fruchtfolgegestaltung, der Nutzung resistenter Sorten und der Optimierung von Bodenbedingungen. Eine frühzeitige Erkennung und konsequente Ausfallrapsbeseitigung helfen, das Infektionsrisiko zu minimieren.

Stängelstreifigkeit (Verticillium longisporum)

Die Stängelstreifigkeit ist eine zunehmend bedeutende Krankheit im Winterrapsanbau. Der Erreger, Verticillium longisporum, verursacht schleichende Schäden, die sich oft erst kurz vor der Ernte bemerkbar machen. Die Latenzzeit ist lang, was die frühzeitige Erkennung und Vorbeugung erschwert. Aufgrund der langen Überlebensfähigkeit der Mikrosklerotien im Boden kann der Erreger über Jahre hinweg Schäden verursachen.

Krankheitsbild:

Die Symptome treten etwa 3–4 Wochen vor der Ernte auf. Der Schaden beginnt jedoch bereits viel früher im Herbst mit einer Infektion der Seitenwurzeln.

Typische Symptome:

  • Blätter und Triebe: Halbseitige Vergilbungen und Abreifesymptome, die leicht mit normalen Abreifeerscheinungen verwechselt werden können.
  • Wurzeln: Längsgestreifte, grau bis blau-schwarze Verfärbungen der Hauptwurzel. Die Seitenwurzeln verfaulen, was die Pflanze instabil macht und sie sich leicht herausziehen lässt.
  • Stängel: Unter der Epidermis bilden sich kleine schwarze Punkte (Mikrosklerotien), die besonders unter der Lupe sichtbar sind.
  • Epidermis reißt auf: Dies ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu Wurzelhals- und Stängelfäule, deren Fruchtkörper größer sind.
  • Notreife: Frühzeitig absterbende Pflanzen fallen nesterweise auf und tragen deutlich weniger Ertrag bei.

Eine Bonitur der Stoppeln nach der Ernte kann zur Nachweisbestimmung des Erregers hilfreich sein. Sichtbar sind hier häufig die Mikrosklerotien im Mark.

Übertragung:

Der Erreger verbreitet sich bodenbürtig durch Mikrosklerotien, die mit Erde oder Wind auf andere Flächen verschleppt werden. Eine weitere Übertragung erfolgt über Saatgut (kontaminierte Samen).

Infektionsablauf:

  • Wurzelexsudate von Wirtspflanzen oder Nicht-Wirten stimulieren die Keimung der Mikrosklerotien.
  • Die Keimung und das Myzelwachstum werden durch Bodenfeuchtigkeit und Temperaturen von >15 °C gefördert.
  • Das Myzel dringt über Wunden oder Seitenwurzeln in die Pflanze ein und breitet sich im Xylem aus.

Lebenszyklus:

  1. Bodeninfektion:
    1. Nach der Ernte verbleiben Mikrosklerotien und kurzlebige Konidiosporen im Boden.
    2. Während Konidiosporen schnell absterben, können Mikrosklerotien mehr als 10 Jahre im Boden überleben.
  2. Infektion:
    1. Im Herbst dringt das Myzel in die Wurzeln ein und wächst durch die Wurzelrinde ins Xylem. Dort werden Konidiosporen gebildet, die sich innerhalb der Pflanze weiter ausbreiten.
    2. Die Infektion bleibt zunächst symptomlos (Latenzphase).
  3. Symptomphase:
    1. Im Frühjahr, 3–4 Wochen vor der Ernte, beginnt der Erreger aus dem Xylem in das nährstoffspeichernde Gewebe zu wachsen. Dies führt zu den typischen Vergilbungen und Gallenbildungen.
    2. Der Pilz bildet nun Mikrosklerotien, die für die weitere Verbreitung sorgen.

Besonderheit:
Verticillium longisporum ist monozyklisch, d. h., der Pilz vollendet nur einen Lebenszyklus pro Saison.

Wirtsspektrum:

  • Hauptwirte: Raps und andere Kruziferen wie Ackersenf, Ölrettich und weitere Brassicaceen.
  • Weitere Pflanzen:
    • Gräser wie Weizen und Hafer können symptomlos infiziert werden, tragen aber zur Bildung von Mikrosklerotien bei.
    • Andere Verticillium-Arten, z. B. Verticillium dahliae, befallen zusätzlich Kartoffeln, Leguminosen, Zuckerrüben und zahlreiche Gemüse- sowie Obstarten. Allerdings verursacht V. dahliae keine wirtschaftlich relevanten Schäden im Raps, da er sich nur in den unteren Pflanzenteilen ausbreitet.

Vorbeugende Maßnahmen:

Da chemische Bekämpfungsmöglichkeiten fehlen, stehen vorbeugende Maßnahmen im Vordergrund:

  1. Fruchtfolge auflockern: Eine Anbaupause von mehr als 4 Jahren ist notwendig, um die Sporenlast im Boden zu reduzieren.
  2. Frühsaaten vermeiden: Früh gesäter Raps ist länger der Infektionsgefahr im Herbst ausgesetzt.
  3. Grüne Brücke unterbinden: Ausfallraps oder andere Wirtspflanzen müssen frühzeitig beseitigt werden, um keine Infektionsbrücke zu bieten.
  4. Boden-pH-Wert optimieren: Ein pH-Wert unter 7 reduziert die Keimfreudigkeit der Mikrosklerotien und das Wachstum des Myzels.
  5. Stoppeln sorgfältig einarbeiten: Ernterückstände sind ein Hauptreservoir für Mikrosklerotien. Eine tiefe Bodenbearbeitung reduziert die Sporenkonzentration in der oberen Bodenschicht.

Bekämpfungsmöglichkeiten:

Bei Befall der Pflanzen bestehen derzeit keine direkten Bekämpfungsmöglichkeiten. Präventive Maßnahmen wie die Fruchtfolgegestaltung und die Entfernung von Ausfallraps bleiben die einzigen praktikablen Strategien zur Eindämmung der Krankheit.

Fazit:

Die Stängelstreifigkeit durch Verticillium longisporum ist schwer zu bekämpfen und stellt eine langfristige Herausforderung für den Rapsanbau dar. Der Erreger ist durch seine Langlebigkeit im Boden besonders hartnäckig. Daher sind vorbeugende Maßnahmen wie eine weite Fruchtfolge, die Vermeidung von Frühsaaten und das Entfernen von Wirtspflanzen entscheidend, um die Ausbreitung zu minimieren

Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum)

Die Weißstängeligkeit zählt zu den wichtigsten und wirtschaftlich bedeutendsten Krankheiten im Rapsanbau. Der Erreger Sclerotinia sclerotiorum ist ein bodenbürtiger Pilz mit einer hohen Überdauerungsfähigkeit und einem breiten Wirtsspektrum. Ein Befall führt zu massiven Ertragsverlusten, wenn keine vorbeugenden Maßnahmen getroffen werden.

Krankheitsbild:

Die Symptome treten in der Regel 7–14 Tage nach der Infektion auf, weshalb sie meist erst nach der Blüte sichtbar werden.

Typische Symptome:

  • Stängel:
    • Bleiche, gelblich-fahle bis gräulich verfärbte Läsionen, die den Stängel umfassen, beginnend meist an den Blattachseln.
    • Innerhalb der Läsionen bildet sich weißes, watteartiges Myzel, gefolgt von grau-schwarzen Sklerotien (Dauerkörper).
    • Der Stängel wird ausgehöhlt, was zu einer Unterversorgung der darüberliegenden Pflanzenteile führt.
    • Folgen: Notreife, Absterben der Pflanze oberhalb der Infektion, fleckig gelb werdende Bestände.
  • Schoten: In schwereren Fällen sind Mikrosklerotien auch in den Schoten zu finden.

Frühbefall (selten):

  • Bereits im Herbst kann die Infektion auftreten:
    • Die Blätter verfärben sich fahlbraun, werden weich faul und von weißem Myzel überzogen.
    • Auch hier bilden sich schwarze Sklerotien.

Übertragung und Infektionsbedingungen:

Die Infektion erfolgt durch die Ascosporen des Pilzes, die von den keimenden Sklerotien freigesetzt werden. Für die Infektion sind folgende Bedingungen erforderlich:

  • Minimale Temperatur: 7–11 °C
  • Optimale Luftfeuchtigkeit: 80–86 % relative Luftfeuchtigkeit über mindestens 20 Stunden
  • Grenze: Ab 26 °C finden keine Infektionen mehr statt.

Infektionswege:

  1. Luftbürtige Infektion: Die freigesetzten Ascosporen werden durch Wind verteilt und keimen bei Kontakt mit abgefallenen Blütenblättern, die als Nährsubstrat dienen.
  2. Direkte Bodeninfektion: Selten können Pflanzen an der Basis durch Myzel gekeimter Sklerotien infiziert werden, vor allem im Winterhalbjahr.

Lebenszyklus:

  1. Überdauerung:
    1. Die Sklerotien verbleiben nach der Ernte im Boden und bleiben dort über 10 Jahre keimfähig.
    2. Studien zeigen jedoch, dass die Keimfähigkeit nach 4 Jahren auf etwa 10 % sinkt.
  2. Keimung der Sklerotien:
    1. Optimal bei Temperaturen von 11–25 °C und anhaltender Bodenfeuchtigkeit (10–14 Tage).
    2. Sklerotien bilden kleine, bräunliche Apothezien, die Ascosporen freisetzen.
  3. Sporenflug und Infektion:
    1. Die Ascosporen werden durch Wind verteilt und infizieren Pflanzen, meist an abgefallenen Blütenblättern.
    2. Alternativ kann die Infektion direkt über Myzel stattfinden.
  4. Einfluss von Umweltfaktoren:
    1. Frost unter -1,5 °C und Trockenheit (mehr als 8 Tage) töten die Apothezien ab.
    2. Starkregen kann die Ascosporen abwaschen und inaktivieren.
  5. Neubildung der Sklerotien:
    1. Nach der Infektion bilden sich zur Abreife Mikrosklerotien, die in den Stängeln und Schoten zurückbleiben und den nächsten Zyklus auslösen.

Wirtsspektrum:

Sclerotinia sclerotiorum hat ein sehr breites Wirtsspektrum, was die Bekämpfung zusätzlich erschwert:

  • Hauptwirte: Raps, Sonnenblumen, Erbsen, Bohnen und andere zweikeimblättrige Pflanzen.
  • Nicht betroffen: Gräser.
  • Verwechslung: Wicken und Klee-Arten werden nicht von Sclerotinia sclerotiorum, sondern von Sclerotinia trifoliorum befallen.

Vorbeugende Maßnahmen:

Da eine direkte Bekämpfung nur protektiv möglich ist, stehen vorbeugende Maßnahmen im Fokus:

  1. Fruchtfolge auflockern: Raps sollte nur alle 4 Jahre auf derselben Fläche angebaut werden.
  2. Bestandesdichte optimieren: Zu dichte Bestände fördern ein feuchtes Mikroklima und begünstigen Infektionen.
  3. Hygiene: Maschinen säubern, um die Verschleppung von Sklerotien zu vermeiden.
  4. Biologische Bekämpfung: Einsatz von Nützlingen wie Coniothyrium minitans, Trichoderma virens oder Trichoderma harzianum zur Reduktion der Sklerotien im Boden.
  5. Resistente Sorten nutzen: Einige Sorten weisen Toleranzen gegenüber Sclerotinia auf, was das Infektionsrisiko reduziert.
  6. Bodenbearbeitung: Tiefes Einarbeiten von Ernterückständen verringert die Anzahl der keimfähigen Sklerotien an der Bodenoberfläche.

Bekämpfungsmöglichkeiten:

  • Chemische Bekämpfung:
    • Fungizide wirken nur protektiv und müssen rechtzeitig zur Vollblüte eingesetzt werden, um die Infektionsgefahr durch abgefallene Blütenblätter zu reduzieren.
    • Eine Behandlung ist insbesondere bei feuchter Witterung, geschlossenem Bestand und gefährdeten Standorten empfehlenswert.
  • Beispielhafte Fungizidvarianten:
    • 0,25 l/ha Cantus + 0,5 l/ha Ortiva
    • 0,5 l/ha Propulse + 0,5 l/ha Amistar Gold
  • Biologische Verfahren:
    • Ergänzend zur chemischen Bekämpfung kann der Einsatz von Coniothyrium minitans die Anzahl der Sklerotien im Boden langfristig reduzieren.

Fazit:

Die Weißstängeligkeit durch Sclerotinia sclerotiorum stellt eine große Herausforderung dar, insbesondere auf gefährdeten Standorten und bei enger Fruchtfolge. Eine gezielte Kombination aus Fruchtfolgegestaltung, Bestandesoptimierung, Hygienemaßnahmen und einem rechtzeitigen Fungizideinsatz ist entscheidend, um Infektionen vorzubeugen und Ertragsverluste zu minimieren.

 

Cylindrosporium-Blattflecken (Pyrenopeziza brassicae)

Krankheitsbild:

Zunächst sind auf den Blättern (ober- und unterseitig) weißgraue bis bräunliche Flecken (bis zu 2 cm) mit weißlichen Sporenlagern zu erkennen. Später kommt es zur Rissbildung auf den Blättern, Blattverformungen (Sichelbildung der Blätter). Drückt man befallene Blätter zusammen, knacken diese hörbar. Abgestorbene Blätter verbleiben am Stängel und hören sich metallisch an beim zusammendrücken. Am Stängel entstehen spitz zulaufende Querrisse (1 – 15 cm) in Längsrichtung mit braunem Rand, die bei hoher Feuchtigkeit ebenfalls mit weißen Sporenlagern besetzt sind. Diese Risse verlaufen häufig an Stellen, wo es zuvor zu Schädigungen gekommen ist. Zur Abreife sind violett-pinke Verfärbungen am Stängel ein deutliches Zeichen für eine Cylindrosporium-Infektion.

An Knospen und Schoten entstehen kreisförmige weiße Flecken oder die gesamte Schote verfärbt sich bräunlich, verformt und unvollständig ausgebildet. Zudem kann es zum Aufplatzen der Schoten kommen.

Übertragung:

Bereits im Herbst tritt Cylindrosporium auf. Für eine Übertragung reichen 5 Tage bei 4 – 20 °C (Optimal: 16 °C) und mind. 13 h Blattnässe. Nach drei bis vier Wochen Latenzphase treten die ersten Symptome auf. Eintrittspforten stellen jegliche Verletzungen dar. Gerade im Frühjahr werden Wunden von abgefrorenen Blättern, Einstichstellen von Schädlingen oder Rissen in Blättern zu Eintrittspforten, von denen die Krankheit sich ausbreitet.

Lebenszyklus:

Apothezien des Pilzes überdauern auf Ernteresten und setzen Ascosporen frei, die sich über Niederschläge und Wind verteilen. Im Bestand infiziert der Pilz über Konidiosporen auch über kürzere Strecken andere Pflanzen. Wechselhaftes Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit begünstigen die Verbreitung enorm. Vornehmlich kommt die Krankheit in wintermilden Regionen wie Schleswig-Holstein, dem Vereinigten Königreich oder Nordfrankreich vor [3].

Wirtsspektrum:

Cylindrosporiose befällt vor allem Kruziferen. Auch Wildarten wie Ackerhellerkraut oder Hirtentäschel können befallen werden.

Vorbeugende Maßnahmen:

  • Rotteförderung von Rapsrückständen
  • „Grüne Brücke“ und hohe Bestandesdichten vermeiden
  • Auflockerung der Fruchtfolge
  • Wahl toleranter Sorten

Bekämpfungsmöglichkeiten:

Bei Befall sind frühzeitige Fungizidbehandlungen sinnvoll. Dabei sollten Wirkstoffe wie Prothioconazol oder Pyraclostrobin als Basis dienen. Zu beachten ist der Wirkstoffwechsel und -kombination im Hinblick auf die Resistenzentwicklung bei anderen Krankheiten (z. B. Leptosphaeria maculans) im Herbst.

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Grauschimmel (Botrytis cinerea)

Der Grauschimmel ist ein weltweit verbreiteter Pilz und zählt zu den Schwächeparasiten. Er kann alle lebenden Pflanzenteile infizieren und breitet sich besonders unter feuchten Bedingungen schnell aus. Obwohl der Erreger in Raps vergleichsweise selten größere Schäden verursacht, kann er bei ungünstigen Witterungsbedingungen und geschwächten Beständen durchaus auftreten.

Krankheitsbild:

  • Befallene Pflanzenteile:
    • Alle Pflanzenteile, vor allem alte, verletzte oder geschwächte Pflanzenteile wie Wundstellen und Blütenblätter.
  • Symptome:
    • Grau-brauner, teils stäubender Belag aus Konidien, der die infizierten Bereiche bedeckt.
    • Der Belag kann sich saprophytisch auf abgestorbenem Pflanzenmaterial weiterentwickeln.
    • Bei einigen Kulturen zeigt sich ein beige-gelber Hof um die Infektionsstelle.
    • Ein Befall der Blätter kann sich auf den Stängel ausweiten.

Übertragung und Infektionsbedingungen:

Grauschimmel tritt weltweit auf und kann zu jeder Jahreszeit auftreten, wenn die Bedingungen günstig sind:

  • Optimale Temperatur: 10–25 °C
  • Hauptfaktor: Erhöhte Luftfeuchtigkeit und anhaltende Blattnässe
  • Optimale Infektionsbedingungen: 18–23 °C bei Blattnässe über mehrere Stunden
  • Luftfeuchtigkeit: Bei über 90 % Luftfeuchtigkeit wird die Produktion von Sporen (Konidien) begünstigt.

Infektionsverlauf:

  • Die Sporen werden durch Wind und Wassertropfen verbreitet.
  • Der Pilz befällt bevorzugt verletzte oder geschwächte Pflanzenteile (z. B. Frostschäden, Schädigungsstellen durch Fraß oder mechanische Verletzungen).

Lebenszyklus:

  1. Überwinterung:
    1. Der Pilz überdauert in Form von Sklerotien oder Myzel auf abgestorbenem Pflanzenmaterial.
  2. Frühjahr:
    1. Im Frühjahr wächst das Myzel weiter und bildet Konidien, die die Infektion verursachen.
  3. Verbreitung:
    1. Konidien werden durch Wind, Regen oder Spritzwasser auf andere Pflanzen übertragen.
    2. Der Pilz wächst saprophytisch auf abgestorbenem Material und parasitisch auf lebendem Gewebe.
  4. Infektion:
    1. Infektionen entstehen an geschwächten Pflanzenteilen, vor allem bei hoher Luftfeuchtigkeit und anhaltender Blattnässe.

Wirtsspektrum:

Grauschimmel hat ein sehr breites Wirtsspektrum und kann viele Kulturpflanzen infizieren:

  • Hauptkulturen: Obst, Gemüse (z. B. Erdbeeren, Tomaten, Trauben)
  • Zweitrangig: Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben, Leguminosen
  • Besonders anfällig sind Pflanzen, deren Blätter oder Blüten feucht bleiben und die Verletzungen aufweisen.

Vorbeugende Maßnahmen:

Eine gezielte Kulturführung kann das Infektionsrisiko deutlich reduzieren:

  1. Bestandesmanagement:
    1. Vermeidung von übermäßiger Bestandesdichte durch angepasste Aussaatstärke.
    2. Locker aufgebaute Bestände verbessern die Durchlüftung und reduzieren die Feuchtigkeit.
  2. Stickstoffdüngung:
    1. Übermäßige Stickstoffgaben fördern das Wachstum weicher, anfälliger Gewebe. Eine angepasste Düngung sorgt für stabilere Pflanzen.
  3. Nährstoffversorgung:
    1. Eine ausgewogene Versorgung mit Nährstoffen, insbesondere Kalium und Bor, verbessert die Wundheilung bei Frost- oder Fraßschäden.
  4. Fruchtfolge:
    1. Eine weite Fruchtfolge minimiert die Erregerdichte auf der Fläche.
  5. Hygiene:
    1. Erntereste entfernen oder tief einarbeiten, um die Überwinterungsfähigkeit des Pilzes zu reduzieren.

Bekämpfungsmöglichkeiten:

Eine chemische Bekämpfung ist nur sinnvoll, wenn die Infektion bereits auftritt und trockenes, warmes Wetter nicht angekündigt ist.

  • Fungizideinsatz:
    • Basis der Maßnahme sollte der Wirkstoff Boscalid sein.
    • Boscalid besitzt sowohl protektive als auch kurative Eigenschaften und reduziert die Ausbreitung des Pilzes.

Anwendungszeitpunkt:

  • Im Anschluss an die Blüte, wenn die ersten Symptome auftreten und die Witterungsbedingungen für eine schnelle Ausbreitung des Erregers sprechen.

Fazit:

Grauschimmel ist ein weit verbreiteter Schwächeparasit, der Raps vor allem unter feuchten Bedingungen und bei Bestandesverletzungen befällt. Eine angepasste Stickstoffdüngung, eine lockere Bestandesstruktur und eine gute Nährstoffversorgung sind die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen. Bei starkem Befallsdruck und ungünstigen Witterungsbedingungen kann der Einsatz von Boscalid-haltigen Fungiziden sinnvoll sein, um die Ausbreitung zu stoppen und Ertragsverluste zu vermeiden.