Krankheiten im Anbau von Öllein

Die wichtigsten Krankheiten des Leins sind Fruchtfolgekrankheiten. Sie können den Leinanbau zum totalen Erliegen bringen. Da der Lein mit sich selbst unverträglich ist, sollte die Kultur in der Fruchtfolge mit 6 bis 7 Jahren relativ weit gestellt werden. Mit einer Zunahme des Leinanbaus, muss mit folgenden Krankheitserregern gerechnet werden.

Auflaufkrankheiten

Treten auf bei hohen Luftfeuchtigkeiten, häufigen Niederschlägen und Temperaturen über 10°C.

  • Botrytis: Pflanzen welken auf Teilflächen ab des Keimblattstadiums bis zu einer Größe von 5-6 cm. Keimlinge verfärben sich bräunlich und sind von einem Pilzrasen überzogen.
  • Anthracnose: Sichelförmige rötliche Flecken befallen die Keimblätter vom Rand aus bis zur Blattspreite. Die Symptome breiten sich auf die Stängel aus wo braune Nekrosen gebildet werden, die zum Absterben der Pflanze führen können. Bei starkem Befall sterben die Keimlinge noch vor dem Durchdringen der Bodenoberfläche ab.
  • Alternaria: Auf den Keimblättern erscheinen kleine, rötliche Punkte, die sich zu großen, braunen Flecken entwickeln, die mit einem dunkelgrünen Filz aus den Fruchtkörpern des Pilzes bedeckt sind. Die Pflanzen werden entlang der Saatreihen befallen. Difenoconazol, Azoxysrobin und Pyraclostrobin können zur Bekämpfung von Alternaria eingesetzt werden.
  • Fusarium (Fusarium roseum): Während des Auflaufens nekrotisieren die Keimlinge und rollen sich ein, so dass es einige nicht mehr an die Bodenoberfläche schaffen.

Krankheiten ab der Jugendentwicklung bis zur Reife:

  • Phoma:

Symptome können ab einer Wuchshöhe von 3 cm bis zur Blüte auftreten. Die Pflanzen vergilben und entblättern sich im unteren Teil. Die Pflanzen verwelken und stellen das Wachstum ein. Am Wurzelhals ist eine bräunliche Verfärbung mit Pyknidien zu erkennen. Feuchte Bedingungen und Temperaturen über 20°C sind für eine Verbreitung förderlich. Eine Bekämpfung ist möglich mit Boscalid oder einer Teilwirkung mit Difenoconazol.

  • Wurzelfäule (la Brûlure):

Beginnt in kreisförmigen Teilflächen, deren Durchmesser mehrere Dutzend Meter betragen kann. Bei einer Wuchshöhe von ca.10 cm stellt die Pflanze ihr Wachstum ein. Die Spitze der Pflanze vertrocknet und verkrümmt sich. Die Hauptwurzeln schrumpfen und sind mit kleinen, längs verlaufenden Nekrosen bedeckt, die sich schnell grau und durchscheinend färben. Ein starker Befall kann zu einem Totalausfall der Pflanze führen. Unter günstigen Bedingungen können die befallenen Pflanzen neu austreiben. Die Krankheit tritt nur vereinzelt auf (Nordseeküste Frankreichs und am Ärmelkanal). Vorwiegend auf sandigen, dichtgelagerten Böden mit pH-Werten über 7 mit einem hohen Anteil an organischer Substanz. Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich.

  • Septoria:

Septoria tritt meist nach der Blüte auf. Auf den Blättern erscheinen kreisförmige braune Flecken. Die Symptome greifen dann auf den Stängel über auf denen sich grün, braune Streifen entwickeln, die ein Zebramuster bilden. Die Pflanze wird entblättert und vertrocknet. Auf dem infizierten Gewebe sind schwarze Pyknidien zu erkennen. Die Krankheit breitet sich von unten nach oben auf den Blättern aus. Feucht-milde Witterung in dichten Beständen zur Blüte fördert die Infektionen. Eine Bekämpfung ist möglich mit Prothioconazol und mit einer Teilwirkung mit Difenoconazol.

  • Mehltau:

Ab einer Wuchshöhe von 20-30 cm sind die Symptome zu beobachten. Der Befall beginnt mit der Bildung eines weißen, sternförmigen Myzels, welches sich schnell auf die gesamte Pflanze ausbreiten kann. In der Folge wird die Photosyntheseleistung stark eingeschränkt. Ein Befall vor der Blüte kann die Befruchtung behindern und zu starken Ertragseinbußen führen. Nach der Blüte ist nur noch ein geringer Ertragsverlust zu erwarten. Bei Temperaturen von 20 bis 25°C und wechselden Bedingungen von Feuchtigkeit und Trockenheit begünstigen die Entwicklung des Erregers. Starker Regen kann das Mycel von den Blättern abwaschen und die Infektion verzögern, jedoch nicht verhindern. Eine Bekämpfung ist mit Prothioconazol und Tebuconazol möglich.

  • Fusarium (Fusarium oxysporium):

Die Symptome treten kurz vor der Blüte auf. Vereinzelte Pflanzen zeigen eine charakteristische, einseitige Gelbfärbung. Die Blätter vertrocknen und fallen vorzeitig ab. Die Stängel verfärben sich rötlich. Wenn der Stängel abstirbt, erscheint der Pilz als weiß-rosafarbenes Myzel am Wurzelhals und die Wurzeln weisen eine blau-graue Farbe mit starken Nekrosen auf. Fusarium oxysporium liegt im Boden vor und wird durch mechanische Verletzungen, Schädlingsbefall oder anderen Krankheitserregern in die Pflanze aufgenommen. Er verbreitet sich über die Gefäße in der Pflanze und verstopft die Leitungsbahnen.

Eine Infektion wird begünstigt bei Temperaturen über 25°C, einem Boden pH-Wert von 6,5 und feuchten Bedingungen. Eine chemische Bekämpfung ist nicht möglich.

 

  • Botrytis:

Der Erreger kann in allen Entwicklungsstadien des Leins auftreten. Am Stängel entsteht ein gräulich, haariger Pilzbelag. Während der Blüte stellen die Blütenblätter einen günstigen Nährboden für den Erreger dar. In diesem Fall kann der Erreger die Befruchtung stören und zum Abfallen der Knospen führen. Meistens dringt der Erreger von der Blüte zur Stängelbasis vor, was zum Absterben der Pflanze führt. Im fortgeschrittenen Stadium bilden sich schwarze Sklerotien auf dem Pilzbelag. Die Verbreitung von Botrytis wird durch einen Wechsel von feuchten (Sporulation) und trockenen (Verbreitung) Perioden gefördert.  Sehr hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 15 und 20°C unterstützen die Verbreitung.

  • Rost:

Der seltene Rost zeigt sich durch orangefarbene Pusteln auf den oberen Blättern, des Stängels oder der Kapseln. Rost wird begünstigt durch Feuchtigkeit und mäßige Temperaturen von 10 bis 15°C. Die meisten Sorten sind gegenüber Rost sehr tolerant, weswegen ein Auftreten eher selten zu beobachten ist.

  • Verticillium:

Verticillium befällt die Pflanze bereits in der Jugendentwicklung, macht sich allerdings optisch erst zur Abreife bemerkbar. Die ersten Symptome ähneln einer Gelbfärbung, gefolgt von einem Vertrocknen des oberen Teils der Pflanzen. Auf den vertrockneten Teilen der Pflanze ist manchmal das weiße Myzel des Pilzes zu erkennen. Die Stängel schwellen an und werden brüchig. In den Stängeln sind Mikrosklerotien zu erkennen, die Eisenstaub ähneln. Der Pilz kann sehr lange im Boden oder auf Pflanzenresten überdauern. Beim Kontakt mit den Leinwurzeln keimen die Mikrosklerotien und geben Myzelfäden ab, welche in die Wurzeln eindringen. Sie breiten sich dann in den Gefäßen aus und stören den Saftfluss. Verticillium wird begünstigt, auf leichten Böden bei Bodentemperaturen von 21 bis 24°C. Als weitere Wirte dienen Raps oder Kartoffeln. Eine chemische Bekämpfung ist nicht möglich.

  • Sklerotinia:

Sklerotinia ist durch weiße, flaumige Myzelklumpen erkennbar, die sich auf den Stängeln bilden. Diese bilden dann schwarze Sklerotien, die bis zu erbsengroß sein können. Die befallenen Stängel werden weich, weiß und verfaulen schließlich. Die Sklerotien sind mehrere Jahre im Boden überlebensfähig. Unter günstigen Bedingungen keimen sie im Frühjahr und geben Apothecien ab, welche die Pflanzen infizieren. Sklerotinia tritt vor allem an Stängeln auf, die Bodenkontakt haben in Zusammenhang mit feuchten Bedingungen. Eine Verbreitung wird begünstigt bei einer Luftfeuchtigkeit von größer 90% über mehr als drei Tage und einer Durchschnittstemperatur von über 10°C.

Fazit und Bekämpfung

Aufgrund des geringen Anbauumfanges von Öllein, ist bisher nur selten eine Bekämpfung von pilzlichen Schaderregern notwendig. In manchen Jahren erlangt ein Befall mit Alternaria linicola, insbesondere bei Vermehrungspartien, eine Bedeutung.

Zur Bekämpfung von pilzlichen Schaderregern sind wenige Produkte zugelassen. Die aktuellen Zulassungen von Fungiziden sind auf der Seite des BVL nachzulesen.

 

Keimung

Keimblatt

2-3 cm

5-6 cm

20-30 cm

40 cm

Blüte

Reife

Auflaufkrankheiten und während der Jugendentwicklung

Botrytis

 

 

 

 

 

 

 

 

Anthracnose

 

 

 

 

 

 

 

 

Alternaria

 

 

 

 

 

 

 

 

Fusarium (roseum)

 

 

 

 

 

 

 

 

Krankheiten ab der Jugendentwicklung bis zur Reife

Phoma

 

 

 

 

 

 

 

 

Wurzelfäule (la Brûlure)

 

 

 

 

 

 

 

 

Septoria

 

 

 

 

 

 

 

 

Mehltau

 

 

 

 

 

 

 

 

Fusarium (oxysporium)

 

 

 

 

 

 

 

 

Botrytis

 

 

 

 

 

 

 

 

Rost

 

 

 

 

 

 

 

 

Verticillium

 

 

 

 

 

 

 

 

Sklerotinia