Kalkulation der Stickstoff-Gesamtmenge

Mithilfe der folgenden beiden folgenden Tabellen ist die Berechnung der N-Gesamtmenge für Winterweizen nach Vorfrucht Winterraps für 2 Standorte unterschiedlicher Ertragsfähigkeit dargestellt. Dabei zeigt die erste Tabelle die althergebrachte Berechnung der Hanse-Agro, die zweite Tabelle die Berechnung laut Düngebedarfsermittlung.

Zur besseren Verständlichkeit sind beide Rechnungen mit denselben Erträgen durchgeführt. In der Praxis steht man auf vielen Standorten nach mehreren Trockenjahren in der jüngeren Vergangenheit häufig vor dem Dilemma, dass das Ertragsziel nicht dem Durchschnittsertrag der letzten 5 Jahre entspricht.

Hinweis zum Nmin: Ein Abzug des im Boden mineralisch vorhandenen Stickstoffs zu Vegetationsbeginn ist in beiden Rechenmodellen vorgesehen. Generell empfiehlt es sich eigene Nmin Proben von repräsentativen Stellen und Situationen zu nehmen, um einen besseren Einblick in die Black-Box Boden auf dem eigenen Standort zu erhalten. Erfahrungsgemäß können die Schwankungen auch innerhalb desselben Schlages enorm sein. Besonders wenn hohe Nmin-Gehalte gemessen wurden, sollten Düngerfenster dazu dienen den Stickstoffschub aus dem Boden abzuschätzen bzw. abzusehen, wann dieser ausbleibt. Als grober Anhaltspunkt für das Erreichen der jeweiligen Nmin Schicht, können bei gut entwickelten Getreidebeständen zur N1 ein großer Anteil der ersten 30 cm berücksichtigt werden. Die zweite Schicht (30-60cm) wird zum Schossbeginn und die dritte Schicht (60-90cm) wird zum Ährenschieben von den Pflanzen durchwurzelt. Damit die Pflanzen den Stickstoff aus den tiefen Schichten aufnehmen können, müssen diese aber auch ausreichend Feuchtigkeit aufweisen!

Kalkulation der N-Düngung Hanse Agro

Beispielkalkulation der N-Gesamtdüngung [kg/ha] für Winterweizen

 

Ertragsstarker Standort      (50 BP)

 

Ertragsschwacher Standort (35 BP)

 

A-Weizen

A-Weizen

B-Weizen

 

E-Weizen

A-Weizen

B-Weizen

 

Ertragsziel in dt/ha

90

110

100

 

65

70

75

 

Bedarfsfaktor

3,0

3,0

2,8

 

3,3

3,0

2,8

 

N-Bedarf in kg/ha (Ertragsziel*Bedarfsfaktor)

270

330

280

 

215

210

210

 

Herbstaufnahme

-10

-10

-10

 

-10

-10

-10

 

Nmin (0-90cm)

-20

-20

-20

 

-10

-10

-10

 

Nmob

-30

-30

-30

 

-20

-20

-20

 

 = N-Düngung Frühjahr

210

250

220

 

175

170

170

 

Hinweise: Vorfrucht: Raps; Düngung: ohne dauerhafte organische Düngung

Auf beiden beispielhaften Standorten sind unterschiedliche zu erwartende Ertrags- und Qualitätsniveaus des Winterweizens angenommen. Bei einem A-Weizen beispielsweise erhält man den N-Bedarf, wenn die Ertragserwartung mit dem Faktor 3 multipliziert wird. Der Bedarf abzüglich der Herbstaufnahme, Nmin und Nmob ergibt den Düngebedarf.

Der Wert „Herbstaufnahme“ lässt sich durch eine Begutachtung des Bestandes schätzen. Frühsaaten können im Winterweizen 20-25 N kg/ha aufgenommen haben, spätere Saaten entsprechend zwischen 5-15 N kg/ha. Bis zum 3-Blattstadium ernährt sich die Pflanze aus dem Korn und nimmt keine Nährstoffe aus dem Boden auf.

Die Kalkulation der N-Nachlieferung aus dem Boden (Nmob-Wert) kann nicht pauschalisiert werden und hängt stark vom Boden, der Stellung der Frucht in der Fruchtfolge, den mineralischen Restmengen vorrausgegangener organischer Düngung, der Auswaschung und den Bodenbedingungen ab. Auf einem Boden mit 50 BP und der Vorfrucht Raps kann in normalen Jahren bei guter Bodenstruktur mit einer Nachlieferung von 40 - 50 kg N/ha gerechnet werden, auf schwächeren Böden eher mit 30 - 40 kg.

Diese Mengen reduzieren sich, wenn zum Beispiel

  • die Bodenstruktur nicht in Ordnung ist
  • O2-Mangel aufgrund von Wassersättigung herrscht
  • Schmierhorizonte in der Krume vorhanden sind
  • Böden durch oberflächige Verschlämmung in der nächsten Trockenperiode abbinden
  • Getreide als Vorfrucht steht

Andere Blattfrüchte wie Zuckerrüben und Leguminosen sind ähnlich wie Raps einzuschätzen. Gerade die N-Nachlieferung nach Leguminosen hängt stark von dem gelungenen Anbau ab. Eine schwache Leguminose hinterlässt deutlich weniger Stickstoff im Boden als Raps oder Zuckerrübe. Bei der Zuckerrübe als Vorfrucht ist zu beachten, dass der Boden bei hohen Zuckerrübenerträgen auch ausgeräumt sein kann. Zudem sind Rode- und Bestellbedingungen zu berücksichtigen. Für die Kalkulation gibt die nachfolgende Übersicht eine Hilfestellung für Zu- und Abschläge.

Nmob für die Düngekalkulation Winterweizen verschiedener Böden und Vorfrüchte in kg N/ha
 Bodenart

Vorfrucht

Sand (S)lehmiger Sand (lS)sandiger Lehm (sL)Lehm (L)Marsch (T)

Getreide

2030405040
Raps4050608070
Kartoffel0 - 3010 - 2030 - 4030 - 6030 - 50
Zuckerrübe405050 - 608070

Hinweis: Multiplikator für Bodenstruktur: Optimal: 1,0 - Klutig: 0,7 - Verschlämmt: 0,6

Um die Nachlieferung des Bodens aber auch organische Düngung besser einschätzen zu können, ist das Anlegen von Düngefenstern gerade zur ersten Gabe zwingend notwendig. Dabei einfach ca. 2 m² abplanen und den Dünger später von der Plane entfernen. Das sollte nur mit reinem N-Dünger erfolgen, nicht mit Schwefel oder anderen Kombidüngern.

Kalkulation der N-Düngung Düngeverordnung

Beispielkalkulation der N-Gesamtdüngung [kg/ha] für Winterweizen

 

Ertragsstarker Standort

 

Ertragsschwacher Standort

A-Weizen

A-Weizen

B-Weizen

 

E-Weizen

A-Weizen

B-Weizen

Durchschnittsertrag 5-jährig dt/ha

90

110

100

 

65

70

75

Korrekturwert Ertrag

+10

+30

+20

 

-23

-15

-8

N-Bedarf in kg/ha

(230* + oder – Korrekturwert Ertrag)

240

260

250

 

238

215

223

Nmin (0-90cm)

-20

-20

-20

 

-10

-10

-10

Abzug Vorfrucht

-10

-10

-10

 

-10

-10

-10

 = N-Düngung Frühjahr

210

230

220

 

218

195

203

*bei A- oder B-Weizen; 260 bei E-Weizen; 210 bei C-Weizen

Hinweis: Vorfrucht: Raps; Düngung: ohne dauerhafte organische Düngung

 

 

Bei der Kalkulation nach der Düngeverordnung (DüVo) ist zunächst der Durchschnittsertrag der letzten 5 Jahre Basis und nicht die Einschätzung des Landwirts, was der Standort unter optimalen Bedingungen kann. Bei der DüVo-Rechnung wird ein Grundertrag von 80 dt/ha unterstellt, hierbei ist dann der N-Bedarf für E-Weizen mit 260 kg N/ha, für A- und B-Weizen mit 230 kg N /ha und für C-Weizen mit 210 angegeben. Liegt der fünfjährige Ertragsdurchschnitt darüber, dürfen je 10 dt Mehrertrag 10 kg N/ha aufgeschlagen werden, liegt der Durchschnitt darunter, müssen für je 10 dt Minderertrag 15 kg N /ha abgezogen werden. In dem Rechenbeispiel wird dann der Vorfruchtwert von Raps mit 10 kg N /ha abgezogen.

Die Landesprogramme zur Erstellung der Düngebedarfsermittlung geben dabei die nötigen Informationen. Im Vergleich der beiden Rechenmethoden fällt auf, dass bei Erträgen um 90 dt/ha eine vergleichbare N-Düngung kalkuliert wird. Liegen die Erträge über 100 dt/ha und aufwärts, wird der Bedarf mit der Düngebedarfsermittlung nicht hinreichend gedeckt. Im Umkehrschluss wird bei niedrigen Erträgen mit Berechnung laut Düngebedarfsermittlung deutlich überdüngt.

Eine Berechnung der Gesamtmenge an zu düngendem Stickstoff vor der ersten Düngung ist nicht nur seit einigen Jahren verpflichtend, sondern ergibt auch pflanzenbaulich Sinn. Besonders wenn man sich einige Kilogramm Stickstoff in Richtung Qualitätsgabe aufsparen möchte. Auch bei hohen organischen N-Mengen bzw. hohen Nmin Werten, ist man schnell am Stickstofflimit angelangt. Sich eine sinnvolle Aufteilung der einzelnen Gaben im Vorwege zu überlegen, ist daher anzuraten. Auf Standorten mit ausgeprägter Frühjahrstrockenheit und insbesondere auf leichten Böden ist mit der zweiten N-Gabe 75-80 % der Gesamtmenge bis spätestens in der ersten Aprildekade auszubringen, damit die Wirksamkeit der Dünger gewährleistet ist. Hier sollten langsam wirkende Dünger bevorzugt werden.