Teilflächenspezifische Rapsdüngung
Neben der Frischmasse-Methode und ImageIT-App bieten sich zur Bestimmung der Stickstoffaufnahme von Rapsbeständen im Herbst ebenfalls N-Sensoren an. Auf Betrieben mit entsprechender Technik sollte möglichst spät im Herbst ggf. mit dem „optimalen Kerbtermin“ ein Scan durchgeführt werden.
Seit einigen Jahren ist es uns ebenfalls möglich die absolute N-Aufnahme von Beständen per Sentinel-2-Satellit zu schätzen.
Wie beim N-Sensor auch, ist es somit möglich nicht nur einzelne Punktmessungen, sondern ganze Flächen in einem engmaschigen Raster (zehn mal zehn Meter) digital zu bonitieren. Es braucht hierfür keine betrieblichen Zusatzinvestitionen und auch eine eventuell zusätzliche Herbstüberfahrt mit dem Sensor kann eingespart werden. Die Datenqualität ist ebenfalls auf einem hohen Niveau. Lediglich bei hohem Schattendruck (Waldränder, Windräder, …) kommt sie an ihre Grenzen.
Absolut bedeutet, dass per Auswertung einer Satellitenaufnahme genau determiniert werden kann, wie viel Kilogramm Stickstoff die Pflanzen in einem einzelnen Rastersegment aufgenommen haben.
Bei den ansonsten üblichen NDVI-Aufnahmen fehlt die Kalibrierung. Zwar kann man auch ohne diese Ableitung Flächen in gute und schlechte Bereiche einteilen, es ist jedoch nicht möglich diesen Bereichen absolute Größen zuzuordnen. Kartenbereiche lassen sich live auf dem Feld nur schwer nachvollziehen – bunte Karten kann Jeder!
Weiterhin eignet sich der NDVI nicht für Bestände, bei denen sich bereits die Blätter berühren. Dies ist bei solider Rapsentwicklung bei Beginn der Vegetationsruhe in der Regel der Fall. Der NDVI sättigt in solchen Fällen und kann nicht weiter differenzieren. Die in die Formel eingehenden Kanäle sättigen ab einer gewissen Bodenbedeckung ergo Grünfärbung der Bestände (vgl. Schliephake 2011).
Für die Anwendung in der Praxis bedeutet dies, dass NDVI-Werte beispielsweise nicht zwischen Bereichen mit zehn und Bereichen mit vierzehn Blättern unterscheiden können. Dies ist aber essenziell für eine fachgerechte und genaue Verteilung. Gerade diese sehr üppig entwickelten Bereiche bieten das größte Einsparpotential und damit die größte Möglichkeit zur Bilanzverbesserung und N-Effizienz. Nimmt man sich den mittigen Beispielwert von 135 kg/ha aus der Abbildung 1 heraus, so ergibt sich folgende Beispielrechnung:
N-Aufnahme im Herbst zu Vegetationsende: 135 kg N/ha (entspricht einer Frischmasse von 2,7 kg/m²) abzüglich der Mindestaufnahme von 50 kg N/ha ergibt 85 kg N/ha. Diese 85 Kilogramm sind nun zu 70 % im Frühjahr anrechenbar. Es ergibt sich für diese Rasterparzelle eine N-Einsparung im Frühjahr von knapp 60 kg N/ha!
Bei einer NDVI-Karte, wo diese absolute Angabe von 135 kg N/ha gar nicht dargestellt werden würde, wäre an dieser Stelle im Schlag die farbliche Abstufung wahrscheinlich exakt die gleiche, wie bei dem obigen Wert in der Abbildung (105 kg N/ha). Aus pflanzenbaulicher, fachlicher Sicht ist von der Verwendung solcher Karten demnach nur abzuraten.
Für gute, reproduzierbare Ergebnisse ist die Verwendung eines anderen Indexes, der nicht absättigt oder einer absoluten Kalibrierung essenziell!
Abbildung 1 Schätzung der N-Aufnahme eines Winterrapsfeldes auf Basis einer Sentinel-2-Satellitenaufnahme mit Hilfe einer Hanse-Agro eigenen Kalibrierung. Die Fahrgassen beruhend auf einer vorherigen Sensormessfahrt sind aufgeblendet.
Auch ist es in jedem Fall notwendig die erfassten Daten genau zu bewerten und die geplanten Maßnahmen vor Ort zu evaluieren. Ihr Pflanzenbauberater hilft Ihnen hierbei gerne weiter.
Abbildung 2: Auf Basis der via Satellit abgeleiteten Stickstoffaufnahme erstellte Applikationskarte für die Stickstoffdüngung in kg N/ha.
Unabhängig von der genutzten Datengrundlage (Yara N-Sensor® oder Satellitenaufnahme) können im Anschluss von unseren Spezialisten Applikationskarten erstellt werden. In Abbildung 2 ist beispielhaft die Applikationskarte für die Stickstoffdüngung auf Basis der in Abbildung 1 dargestellten Stickstoffaufnahme abgebildet. Es wird deutlich wie hoch die Spanne der Variation (35 kg N/ha) ausfällt.
Allerspätestens seit dem Inkrafttreten der neuesten Düngeverordnung zählt jedes Kilogramm Stickstoff was eingespart, beziehungsweise umverteilt werden kann – nur so kann die maximale N-Effizienz erreicht werden!