Organische Stickstoffdüngung
Gülle effizient einsetzen
Spätestens mit dem Start der Düngesaison sollten sich in Abhängigkeit der Witterung und vor allem der Pflanzenentwicklung Gedanken über einen Effizienten Einsatz von Stickstoffdüngern, allen voran organischer Dünger wie Gülle gemacht werden. Die Spreizung sehr weit entwickelter Frühsaaten in Folge des warmen Septembers bis hin zu sehr schwach entwickelten, unter nassen Bedingungen bestellten späten Saaten ist sehr groß.
Eine organische Düngung passt nach wie vor am besten in die Getreidebestände (WW > WG + WRo) und nicht in den Winterraps. Der frühe und relativ hohe Stickstoffbedarf des Rapses kann durch die späte Verfügbarkeit des organisch gebundenen Stickstoffs häufig nicht gedeckt werden. Eine späte Nachmineralisierung der Organik im Boden kann die Abreife verzögern und die Ölgehalte negativ beeinflussen.
Gerade auf schwereren und kalten Standorten dauert es aber seine Zeit, bis die Mineralisierung in Gang kommt. Beachten Sie dabei also bitte, dass eine ausreichende Menge an pflanzenverfügbarem Stickstoff vorhanden sein sollte. Als ungefährer Richtwert kann der Ammoniumanteil (NH4-N) angerechnet werden. Für die Anrechenbarkeit des Ammoniumanteils der org. Düngung zu den jeweiligen mineralischen Düngegaben ergeben sich folgende Überlegungen:
- Gülle kommt zwischen 1. und 20. Februar Auf die Fläche: Anrechnung zur N1.
- Gülle kommt zwischen 20. Februar bis 15 März auf die Fläche: N-Gehalt jeweils zur Hälfte auf N1 und Hälfte auf N2 anrechnen.
- Gülle kommt ab 15. März auf die Fläche: Anrechnung zur N2.
Des Weiteren muss bei der Überlegung, zu welchem Termin der Stickstoff für den Bestand verfügbar ist, folgendes in Betracht gezogen werden:
Je dünnflüssiger die Gülle, desto höher ist der Ammoniumanteil im Vergleich zum Gesamtstickstoffgehalt und somit ist der Stickstoff schneller wirksam.
In dünnflüssiger Schweinegülle ist der Stickstoff also schnell und in verhältnismäßig hohen Mengen verfügbar. Der meiste Stickstoff liegt in Form von Ammonium vor. Der Ammoniumanteil kann zum Zeitpunkt des Aufbringens an die jeweilige N-Düngung angerechnet werden (siehe oben) und der Reststickstoff zur N3. Ein paar Prozente des Stickstoffgehalts bleiben offen (Witterung).
Je fester und zähflüssiger die Gülle wird, beispielsweise Rindergülle oder Biogasgärrest, desto weiter verschiebt sich das Gleichgewicht zwischen Ammonium Stickstoff und org. Stickstoffs in Richtung des organischen Anteils. Die Gülledüngung wirkt also langsamer und später. Insbesondere wenn die abgelegte Gülle zunächst auf der Bodenoberfläche eintrocknet. Dann sind zunächst Regenfälle nötig, um die Nährstoffe in den Boden einzuwaschen. Hier gilt dann, je früher die Aufbringung, desto besser die Wirkung.
Gülle in Getreide
Die Gülledüngung sollte in Abhängigkeit des Saattermins und der Triebstruktur mit mineralischem Stickstoff ergänzt werden. Eine hohe Effizienz wird erreicht, wenn organische Düngemittel mit vorzugsweise nitrathaltigen mineralischen Düngemitteln (KAS, ASS, AHL) kombiniert werden. Der Nitratanteil gewährleistet eine zügige Anfangswirkung.
Frühsaaten, welche keine Förderung der Bestockung benötigen und nicht sehr ausdifferenziert sind, können sehr gut mit organischen Düngern angedüngt werden.
Bereits ausdifferenzierte Bestände sollten mit moderaten mineralischen Mengen Stickstoff zur N1 ergänzt werden, um ein Hungern der Bestände zu vermeiden.
Spätsaaten, welche noch deutlich in der Bestockung gefördert werden müssen, verdanken einem ebenfalls eine Gülledüngung. Durch das Anschieben der mikrobiellen Aktivität und einer breiten Lieferung an Spurenelementen ist eine gute Förderung der Bestände möglich. Hier ist es aber unbedingt nötig, dass die N1 Gabe mit einem schnell wirksamen mineralischen N-Dünger zur Bestockungsförderung durchgeführt wird. Die Gülle kann dann „gedanklich“ die N2 Gabe ergänzen.
Gülle zu Sommerweizen, Sommergerste und Hafer
Von den Sommergetreidearten eignet sich Sommerweizen, bei denen es sich meistens auch um Qualitätsweizen handelt, am ehesten für eine Gülledüngung. Die beste Ausnutzung des Stickstoffs wir hierbei bei einer Ausbringung und Einarbeitung vor der Aussaat erreicht. Bei nicht gegebener Befahrbarkeit vor der Saat, kann die Gülle noch ab EC 14 bis EC 21 zur Bestockung in den Bestand als N2 gefahren werden. Durch die Nachlieferung können dann Abzüge bei der Spätgabe gemacht werden (Witterung beachten). Bei Sommergerste sollte zwischen der Nutzungsart Futter- oder Braugerste differenziert werden. Futtergerste kann durchaus vor der Saat mit Gülle mit hohem Ammoniumanteil als Startgabe gedüngt werden. Bei späten Saatterminen ab Anfang April, sinkt aufgrund der schnellen Pflanzenentwicklung die gesamte Effizienz der Gülledüngung deutlich. Eine organische Düngung in den Bestand sollte nur bei sehr frühen Saatterminen in Erwägung gezogen werden. Von einer Gülledüngung in Braugerste und Hafer ist aufgrund der Gefahr von erhöhten Eiweißgehalten und Abreifeverzögerungen abzuraten.
Gülle in Mais und Zuckerrübe
In Mais und Zuckerrüben bietet sich die organische Düngung sehr gut an, da sich der Zeitraum der hohen Stickstoffaufnahme mit dem Zeitraum der hohen Nachlieferung aus dem organischen Dünger deckt. Ziel ist es die Gülle zeitlich möglichst nahe an der Maisaussaat zu platzieren. Achten Sie auf eine zügige Einarbeitung der Organik, um bspw. Ausgasungsverluste zu vermeiden. Die Düngung zusammen im Strip Till System als Gülleband kann zusätzlich noch die Auswaschungsverluste reduzieren. Besteht die Gefahr der Auswaschungsverluste sollte der Einsatz eines Nitrifikationshemmers in Erwägung gezogen werden. Damit die Gülle bis zum 6-Blatt Stadium, wenn der Mais den höchsten N-Bedarf hat, auch im Krumen-Bereich verbleibt.
Schnell Wirksame organische Dünger mit hohem Ammoniumanteil können auch passend zum hohen Stickstoffbedarf im 6-Blatt Stadium in den Bestand gefahren werden. Dieses Vorgehen führt zu einer höheren Stickstoffeffizienz, erfordert allerdings entweder Fahrgassen oder eine schmale Bereifung auf dem Ausbringgespann.
Wie kann die Effizienz der org. Düngung weiter gesteigert werden?
Eine Düngung mit organischen Düngern ist effizient, wenn die Ausgasungsverluste in Form von Ammoniak reduziert werden. Diese Verluste können reduziert werden, in dem die Gülle mit möglichst geringer Oberfläche mittels Schleppschlauch- oder Schleppschuhgestänge auf dem Acker abgelegt wird.
Alternativ dazu kann die Gülle in den Boden eingebracht werden. Dies kann mechanisch oder über eine Einwaschung in Folge eines Regenereignisses geschehen. Natürlich ist eine Einarbeitung im Getreidebestand im üblichen Sinne nicht möglich. Allerdings haben Schleppschuhe im Vergleich zum Schleppschlauch den Effekt, dass die Pflanzendecke und der Boden etwas geöffnet wird und die Gülle unter die Blätter in einen kleinen Schlitz gelegt wird. Des Weiteren werden die gasförmigen Verluste bei kühler bedeckter Witterung reduziert und durch ein nach der Ausbringung folgendes Regenereignis noch weiter vermindert.
Die Ansäuerung der Gülle mit Schwefelsäure führt zu einer deutlichen Reduzierung der Ammoniakverluste, da das Ammonium/Ammoniak Verhältnis zu Gunsten des Ammoniums verschoben wird, welches keiner Ausgasungsverluste unterliegt. Die Zugabe der Schwefelsäure kann dabei bereits im Güllebehälter oder während der Ausbringung auf dem Güllefass erfolgen. Je nach pH-Wert der Gülle werden unterschiedliche Mengen an Schwefelsäure benötigt. Diese variieren zwischen ein und sechs Liter Schwefelsäure pro m3 Gülle. Pro Liter Schwefelsäure werden 0,6 kg Schwefel ausgebracht. Die Dosierung der Schwefelsäure sollte sich neben dem Ziel pH-Wert der Gülle von 5,5 bis 6,0 auch am Schwefelbedarf der gedüngten Kultur orientieren, um keine Schwefelauswaschung zu provozieren.
Nährstoffanalyse der Gülle:
Ein weiterer wichtiger Aspekt, um die Gülle optimal in die Düngungsstrategie einzufügen ist, dass man über die Inhaltstoffe informiert ist. Im optimalen Fall wird der Güllebehälter kurz vor der Düngesaison aufgerührt und an 5 Stellen eine Probe gezogen, aus welcher eine Mischprobe erstellt wird. Während der Ausbringung ist ebenfalls darauf zu achten, dass das Güllelager während der Entnahme gut homogenisiert ist. In Versuchen wurde die Veränderung des Phosphorgehalts um den Faktor 7,6 in den einzelnen Fässern von Beginn bis zum Ende der Gülleausbringung ohne Homogenisierung des Lagers festgestellt. Bei Aufnahme von Gülle fremder Betriebe, kann es zur Verifizierung der Inhaltsstoffe durchaus sinnvoll sein, „hinter dem Güllewagen“ eine eigene Probe zu ziehen.
Ausnutzung unterschiedlicher organischer Düngemittel
Tabelle: Ausnutzung [% von N-Gesamt Gehalt] unterschiedlicher organischer Düngemittel nach Kultur und Applikationszeitpunkt (Stand: Januar 2025)
Düngemittel | Mindestwirksamkeit im Jahr des Aufbringens in % des Gesamtstickstoffgehaltes | % N Ausnutzung (Ausbringung Herbst zur Saat) | % N Ausnutzung (Ausbringung Frühjahr) | ||||
Alle Kulturen | Winterraps | W-Getreide | Zwischenfrucht | Winterraps | W-Getreide | ZR / Mais | |
Rindergülle | 60 | 80 | 60 | 90 | 50 | 60 | 80 |
Rindergülle separiert (>15%TM) | 30 | 60 | 40 | 80 | 0 | 30 | 60 |
Schweinegülle | 70 | 80 | 60 | 90 | 60 | 70 | 90 |
Schweinegülle separiert (>15%TM) | 30 | 60 | 40 | 80 | 0 | 30 | 60 |
Rinder-, Pferde-,Schaf- und Ziegenmist | 25 | 70 | 50 | 80 | 20 | 30 | 60 |
Schweinefestmist, Geflügel- und Kaninchenfestmist | 30 | 70 | 50 | 80 | 20 | 30 | 60 |
HTK | 60 | 70 | 50 | 90 | 50 | 70 | |
Rinder- und Schweinejauche | 90 | 85 | 65 | 90 | 60 | 70 | 85 |
Klärschlamm flüssig (<15% TM) | 30 | 70 | 50 | 80 | 30 | 60 | 80 |
Klärschlamm fest (>15%TM) | 25 | 60 | 40 | 70 | 0 | 30 | 60 |
Champignonkompost / Pilzsubstrat | 10 | 70 | 50 | 80 | 20 | 30 | 60 |
Grünschnittkompost | 3 | 20 | 20 | 20 | 0 | 3 | 5 |
Sonstige Komposte | 5 | 20 | 20 | 20 | 3 | 3 | 10 |
Biogasanlagengärrückstand flüssig (<15% TM) | 60 | 80 | 60 | 90 | 30 | 60 | 90 |
Biogasanlagengärrückstand fest (>15%TM) | 40 | 60 | 40 | 80 | 0 | 30 | 60 |