Bodenbearbeitung

Die Bodenbearbeitung von Sojabohnen hängt stark von der Vorfrucht und den klimatischen Bedingungen ab. Sojabohnen werden in wärmeren Regionen angebaut, in denen das Wetter leicht in Trockenheit umschlagen kann, so dass der Wasserschutz wichtig ist. Es wird zwischen frühräumender Vorfrucht (Getreide) und späträumender Vorfrucht (Mais, Zuckerrüben) unterschieden.

frühräumende Vorfrucht:

Nach der Ernte der Vorfrucht eine oder mehrere Stoppelbearbeitungen. Die Grundbodenbearbeitung (20-30cm) sollte je nach Umweltbedingungen noch im Herbst bzw. vor der Zwischenfrucht stattfinden. Zur Unkrautbekämpfung und Bodenbearbeitung sollte noch ein flacher Bearbeitungsgang im Herbst oder Frühjahr laufen. Die Saatbettvorbereitung sollte vorzugsweise im gleichen Arbeitsgang wie die Aussaat oder in sehr kurzem zeitlichem Abstand erfolgen.

späträumende Vorfrucht:

Wenn noch möglich nach der Ernte der Vorfrucht im Herbst 25-30 cm tief bearbeiten (Tiefenlockerer, Grubber oder Pflug). Im Frühjahr sollte, falls erforderlich, eine mechanische Unkrautbekämpfung erfolgen. Die Saatbettvorbereitung sollte vorzugsweise im gleichen Arbeitsgang wie die Aussaat oder bis zu 1 Tag vor der Aussaat durchgeführt werden.

Hacken als Bodenbearbeitungselement hängt vom Reihenabstand der Kultur ab und wird bis zur Blüte empfohlen. Die Funktion besteht im Aufbrechen von verschlämmten Böden und in der Belüftung sowie der Unkrautbekämpfung.

Sojabohnen reagieren empfindlich auf Bodenverdichtungen. Das Saatbett ist demnach, ähnlich wie bei Mais, mit wenigen Arbeitsgängen auf gut abgetrockneten Böden durchzuführen. Der Boden sollte nicht zu fein sein, da Sojabohnen aufgrund der epigäischen Keimung sensibel auf Verschlämmungen reagieren. Gerade auf schwereren Böden ist die Einzelkornsaat interessant, da sie im Notfall Hackvorgänge und damit das Aufbrechen von Krusten erlauben.

Ein besonderes Augenmerk muss auf eine möglichst ebene, steinfreie Bodenoberfläche gelegt werden. Aufgrund des niedrigen Hülsenansatzes (s.o. sortenspezifisch) muss sehr niedrig über dem Boden gedroschen werden. Das Walzen kann auf steinigen Böden eine Option sein, um die Steine in den Boden zu drücken. Positiver Nebeneffekt ist der verbesserte Wirkungsgrad beim Einsatz von Bodenherbiziden. Es gilt hier aber abzuwägen zwischen einer ebenen Oberfläche für den Drusch und einer Erhöhung der Verschlämmungsgefahr. Gerade vor zu erwartenden Starkregenereignissen sollte auf das Walzen verzichtet werden.

Aussaat

Nach Versuchsergebnissen der LfL Bayern zeichnet sich ab, dass eine Aussaatstärke von 60−70 Körnern je Quadratmeter ideal ist. Der höchste Ertrag wurde im Versuch bei der höheren Aussaatstärke erreicht. Aufgrund der Saatgutkosten war jedoch die etwas niedrigere Saatstärke von 60 Körnern je Quadratmeter wirtschaftlicher. Letztendlich sollte das Ziel ein gleichmäßiger Pflanzenbestand von circa 50−60 Zielpflanzen je Quadratmeter erreicht werden. Sehr frühe Sorten (000) sollten generell mit höheren Pflanzenzahlen gedrillt werden, weil diese im Allgemeinen auch geringere Hülsenansätze aufweisen, für frühe Sorten (00) sind niedrigere Zielpflanzenzahlen sinnvoll. Ist eine mechanische Unkrautbekämpfung geplant, sollte die Saatstärke um etwa 10−20 % angehoben werden, weil Pflanzenverluste durch die Unkrautbekämpfung kompensiert werden müssen. Auch bei suboptimalen Bedingungen kann die Erhöhung der Aussaatstärke sinnvoll sein, da Sojabohnen empfindlich auf Kälte während der Keim- und Auflaufphase reagieren. So können kalte Niederschläge nach der Aussaat den Feldaufgang maßgeblich reduzieren.

In Saatzeitversuchen des LfL variierte der Feldaufgang zwischen 74 % bei schlechten und 90 % bei guten Bedingungen. Kalte Niederschläge nach der Saat führen auch zu Minderung der Vitalität der Keimlinge, wodurch die Versorgung der Rhizobien gestört wird. Dies hat eine reduzierte N-Fixierung zur Folge, die Pflanzen wachsen schlechter, wodurch wiederum die Gefahr von Verunkrautung zunimmt. Nach dem Spitzen der Pflanzen sind die Sojabohnen deutlich kältetoleranter und vertragen Fröste bis circa −5 °C. Sie sind also dann frosttoleranter als Mais und Wein. Auch leichte Blattverluste werden durch die gute Verzweigungsfähigkeit (sortenabhängig) kompensiert.

Die Aussaat kann wahlweise per Drillmaschine oder Einzelkornsägerät durchgeführt werden. Die engen Reihenabstände der Drillmaschinen bieten den Vorteil der etwas besseren Standraumverteilung und vor allem des schnelleren Bestandesschlusses. Einzelkornsaaten ermöglichen bei den üblichen Reihenweiten von 37,5−50 cm hingegen den Einsatz von Hackmaschinen. Zudem lässt sich die Saatstärke etwas reduzieren. Nach Aigner und Salzeder (2015) fielen die Erträge bei großen Reihenabstand allerdings etwas geringer aus, was auf die verzweigungsärmeren Sorten im Versuch zurückzuführen war. Dies sollte bei der Sortenwahl also berücksichtigt werden.

In Nordamerika ist es üblich bei der Saat mit Einzelkornmaschinen Talkum oder Graphit zum Saatgut hinzuzufügen. Dies verbessert, insbesondere bei gebeiztem Saatgut, die Fließfähigkeit und damit die maximale Fahrgeschwindigkeit bei der Aussaat. Konventionelle Versuche gibt es hierzu bislang noch nicht in Deutschland.

In den nördlichen Great Plains konnte sich bislang weder die Einzelkorn- noch die Drillsaat allein durchsetzen. Auf vielen Betrieben werden beide Systeme parallel genutzt, da der kurze Aussaatkorridor eine größtmögliche Schlagkraft fordert.

Die optimale Saattiefe liegt bei zwei Zentimetern auf schweren, kalten Böden und bei drei bis vier Zentimetern auf leichteren, schnell erwärmbaren Böden. Sollen Bodenherbizide eingesetzt werden, beziehungsweise ist es anhaltend trocken, ist es erwägenswert die Saattiefe auf fünf Zentimeter zu erhöhen. Sojabohnen benötigen relativ viel Wasser zum Keimen (wassersparende Bodenbearbeitung!). Es beginnt zu keimen, wenn der Feuchtigkeitsgehalt des Saatguts 50 % seines Gewichts erreicht.

Das Aussaatdatum richtet sich nach der Bodentemperatur. Bevor der Boden nicht durchschnittlich 10 °C warm ist, sollte nicht mit der Aussaat begonnen werden. Auch sollten keine größeren Niederschläge angesagt sein, da diese, wie bereits erwähnt, die Keim- und Triebkraft reduzieren können. Unter guten Bedingungen benötigen Sojabohnen 10−14 Tage zum Auflaufen, bei schlechteren Bedingungen dauert es hingegen schnell 22−24 Tage bis zum Auflauf (Aigner, 2014).

Viele praktischer Erfahrung haben gezeigt, dass es besser ist, die richtige Bodentemperatur abzuwarten, als nach dem "Kalender" zu säen.

Eine Aussaat bis zu 5-8 Tage nach dem optimalen Aussaattermin ist weniger riskant als die Aussaat in kühlem Boden, da langsam auflaufende, schlecht keimende Pflanzen anfälliger für Keimkrankheiten sein können. Wenn mehrere Sorten verschiedener Reifegruppen ausgesät wurde, ist es ratsam, mit der späteren Sorte zu beginnen.

Bodentemperatur (bei Saatgut), °C

Auflauf, Tage

4

8

22

12

16

14

10

16

8

20

6

 

Üblich ist eine Saat ab circa Mitte bis Ende April. Saaten nach dem 15. Mai verbieten sich, da die Bestände sonst nicht vor Mitte Oktober abreifen und die Ernte sich unter feuchten Bedingungen sehr schwierig gestalten kann.

Es sollte grundsätzlich nur Saatgut aus dem Vorjahr verwendet werden, da bei Überlagerung die Keim- und Triebkraft rapide abnimmt. Zur Klarheit sollte ein Keimtest im Frühjahr vor der Aussaat gemacht werden. Allerdings sind eigene Keimtests nur begrenzt aussagekräftig, da das Keimverhalten stark von der Temperatur abhängig ist.

Inokulation

Vor der Aussaat muss das Saatgut mit Knöllchenbakterien inokuliert, also geimpft werden. Die für die symbiontische N-Fixierung notwendigen Bakterien (Bradyrhizobium japonicum) kommen in Deutschland nicht endemisch vor. In Nordamerika wird das Saatgut für „jungfräuliche“ Flächen sogar doppelt geimpft. Alternativ bietet sich eventuell eine Zwischenfrucht mit geimpften Sojabohnen unmittelbar vor dem Erstanbau an.

Fakten über Bradyrhizobium japonicum und die entsprechende N-Fixierleistung

  • Temperaturoptimum ist zwischen 15-25°C geeignet,
  • eine hohe N-Versorgung des Bodens verringert die Aktivität der Bakterien
  • extreme Trockenheit und ein zu feuchter, luftleerer, staunasser Boden sind ebenfalls unerwünscht,
  • die atmosphärische N-Fixierung findet in sauren Böden nicht statt,
  • Ca, Mo, Fe, Cu unterstützen die Aktivität der Bakterien

Für die Inokulation gibt es verschiedene Verfahren: Es kann bereits fertig inokuliertes Saatgut gekauft werden, die dabei verwendeten Rhizobien sind bis zu drei Monate haltbar. Allerdings kann vor der Saat kaum beurteilt werden, wie viele der Bakterien bei der Aussaat noch vital sind. Es bleibt also ein hohes Risiko bezüglich unzureichender N-Fixierung. Sicherer ist es also, auch bereits vorinokuliertes Saatgut, vor der Aussaat noch einmal zu inokulieren. Dies muss unmittelbar vor der Aussaat erfolgen, da die Bakterien sehr sensitiv auf Licht, Luft und Wärme reagieren. Die angebotenen Produkte nutzen Torfmoos oder Torfgranulat als Trägersubstanz oder werden in flüssiger Form vermarktet.

Alternativ gibt es auch Granulate. Während erstere als Kontaktimpfung des Saatgutes dienen, werden Granulate bei der Aussaat mit in die Saatrille gestreut und so der Boden inokuliert. Leider ist es ohne Laboruntersuchung nicht möglich die Qualität eines Inokulates zu untersuchen, die vor allem durch eine ausreichende Menge an lebensfähigen Rhizobienzellen pro Einheit Impfmittel bestimmt wird (Wächter et al. 2013). Wichtig dafür ist, dass das jeweilige Produkt bis zur Verwendung korrekt, also vor allem kühl und dunkel gelagert wird. Nach Weaver und Frederick (1972), sowie Brockwell et al. (1985) sind mindestens 105 Zellen von B. japonicum pro Samen notwendig. Mit steigender Anzahl an lebenden Rhizobien steigt die Anzahl der Knöllchen, die Knöllchentrockenmasse, der Ertrag und der Stickstoffgehalt im Samen weiter an (Smith et al., 1981; Albareda et al., 2009). Nach Wächter et al. (2013) soll in jedem Impfmittel mindestens eine Menge von 109 koloniebildenden Einheiten je ml-1 bzw. g-1 vorhanden sein. In Gefäßversuchen zeigte sich eine besonders gute Wirkung durch die Impfmittel „NPPL Force 48“ und „RhizoFlo“. Neben der Anzahl an lebensfähigen Rhizobienzellen haben auch die Formulierung und Haftmittelzusätze einen Einfluss auf die Bakterien-Infektionsrate. Des Weiteren gibt es spezifische Interaktionen zwischen Sojasorten und Rhizobienstämmen.

Am LTZ Augustenberg wurden von 2015 bis 2018 mehrere Impfmittel in der Praxis getestet. Der Einfluss auf den Kornertrag wird in folgender Grafik dargestellt:

Abbildung: Einfluss unterschiedlicher Impfmittel auf den Kornertrag (LTZ Augustenberg; 2018)

In der Praxis gilt es bei der Inokulation auf folgende Punkte zu achten:

  • Impfmittel kühl und lichtgeschützt lagern
  • Aufbringen des Impfmittels nach Möglichkeit im Schatten (Licht- und Temperaturempfindlich), Vorsicht, wenn die Sämaschine in der Sonne steht und sich erwärmt (wärmeempfindlich)
  • Mischvorgang schonend durchführen (keine Schnecken verwenden)
  • Nach der Inokulation sollte innerhalb von 24 Stunden Zeit gesät werden.
  • Saubere Maschine nutzen, Beizmittelreste können den Bakterien schaden

Ist die Inokulation erfolgreich, beginnt die Bildung der Knöllchen bereits eine Woche nach dem Auflaufen des Sojakeimlings. Nach 10 bis 14 Tagen kann die Pflanze bereits den Großteil des Stickstoffbedarfs durch die Symbiose mit dem Bodenbakterium decken (MA Mairunteregg, 2012). Nach unseren Erfahrungen in der Praxis sind die ersten Knöllchenbakterien jedoch erst nach vier bis fünf Vegetationswochen zu finden.