Bodenbearbeitung mit verschiedenen Unkrautproblematiken
In diesem Kapitel soll der Fokus auf den Umgang mit Problemunkräutern am Standort gesetzt werden. Dazu soll zunächst einmal die Unterscheidung zwischen perennierenden Unkräutern wie Ampfer, Disteln, Ackerschachtelhalm, Ackerwinde usw. und der Herausforderung mit dem Umgang mit Ungräsern am Standort, hier speziell Ackerfuchsschwanz und Weidelgras gemacht werden.
Welche Bodenbearbeitung ist bei Ungräsern möglich?
Prinzipiell muss zunächst die Frage beantwortet werden, ob in meiner jetzigen Kultur eine aktive Samenschüttung stattgefunden hat oder nicht. Dies hat einen elementaren Einfluss auf die die Wahl des Arbeitsgerätes und die Arbeitstiefe.
Aktive Samenschüttung in der Kultur
Hier gilt es zunächst möglichst wiederholt flache Überfahrten durchzuführen, um möglichst viele Keimwellen zu erzeugen, ohne ausgefallene Samen in den Boden einzutragen. Ein „Eingriff“ in den Boden sollte nicht tiefer als 2 cm erfolgen. Passende Arbeitsgeräte sind in erster Linie der Strohstriegel, Messerwalze oder andere Spezialgeräte, die keine großen Schwankungen in der Arbeitstiefe haben. Bei den Geräten wird nur sehr leicht in den Boden eingegriffen, dabei bei entsprechender Arbeitsgeschwindigkeit Feinerde erzeugt und teilweise zusätzlich Stroh nachverteilt. Es werden also optimale Bedingungen für die Keimung von Ausfallsamen geschaffen. Weitere Arbeitsgeräte sind Flachgrubber oder zur Not auch die Kurzscheibeneggen. Warum zur Not? Die Gefahr ist hoch, dass dieses Arbeitsgerät zu tief eingestellt wird, da die Überfahrt bei 2 cm Arbeitstiefe kaum sichtbar ist, und nahezu alle Stoppeln noch stecken bleiben. Hier ist es auch nochmals wichtig zu erwähnen: Ackerfuchsschwanz- oder Weidelgrasbekämpfung auf der Stoppel ist ungleich einer klassischen Stoppelbearbeitung. Diese hat das Ziel die Stoppel möglichst flach abzuschneiden. Dazu werden Arbeitstiefen von ca. 4-8 cm benötigt. Bei dieser Arbeitstiefe droht einiges an ausgefallenen Ungrassamen verschüttet zu werden und unter Lichtabschluss in die sekundäre Keimruhe zu gelangen, das muss verhindert werden! Kurzscheibeneggen oder Flachgrubber müssen so eingestellt werden, dass sie gerade so etwas Feinerde erzeugen, ohne tiefer als 2 cm in den Boden einzugreifen. Das mag zunächst befremdlich wirken, da kaum Stoppeln rausgerissen werden (Flachgrubber > Kurzscheibenegge) aber wie oben erwähnt steht das Ziel der Ausfallsamen im Fokus.
Dann gilt es den Witterungsverlauf über Sommer zu beobachten und zu schauen, ob die ausgefallenen Samen gut keimen oder ob es trocken bleibt. Denn die Frage der Folgekultur muss beantwortet werden. Nur wenn es geschafft wird, möglichst viele Keimwellen zu erzeugen kann darüber nachgedacht werden einen tieferen Eingriff in den Boden durchzuführen. Die Frage ob und wenn ja wie tief gearbeitet werden muss entscheidet der Zustand des Bodens nach der Ernte (z.B.: Schadverdichtungen in der Krume, Strukturprobleme, Ernterückstände).
Keine aktive Samenschüttung
Hier ist das Ziel den vorhandenen Ungrassamen aus tieferen Schichten zum Keimen anzuregen, um den Bodensamenvorrat abzubauen. Hier kann ein klassischer Stoppelsturz stattfinden und je nach Folgekultur kann durch eine Grundbodenbearbeitung Stroh eingearbeitet und Ungrassamen rausgearbeitet werden. Hier ist wichtig zu beachten, dass dieses tiefe Mischen nicht unmittelbar vor der Aussaat durchgeführt wird. Sonst droht das zeitgleiche Auflaufen der Ungrassamen mit der Kultur, was zu den bekannten Problemen führt. Tiefes mischen sollte mindestens zwei Wochen vor geplanter Aussaat stattfinden, um unmittelbar vor der Aussaat noch einmal die Möglichkeit zu haben chemisch, sofern zulässig, oder mechanisch den Neuaufwuchs zu beseitigen und den Druck aus dem Herbst zu nehmen.
Wie sieht es mit dikotylen Problemunkräutern aus?
Wann wird ein Unkraut eigentlich zu einem Problemunkraut? Ganz einfach, wenn es in einer Kultur wächst, in der ich es nicht sicher bekämpfen kann und wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Weder mechanisch noch chemisch oder es im Zweifel sehr teuer werden kann, bis sich der Bekämpfungserfolg einstellt. Beispielsweise Ackerwinde in Zuckerrüben, Disteln in Leguminosen, Storchschnabel in Mais.
Was kann getan werden, um diesem Problem Herr zu werden?
Zunächst muss sichergestellt werden, dass in einer Kultur, in der chemisch etwas gegen solche Unkräuter gemacht werden kann auch tatsächlich mit der richtigen Strategie vorgegangen wird. Disteln, Ackerwinde und Storchschnabel lassen sich beispielsweise gut im Getreide bekämpfen, daher ist es wichtig hier entsprechend vorzugehen. Bei einjährigen Unkräutern ist auf die Konsequenz bei der Feldkontrolle geachtet wird, damit rechtzeitig gehandelt werden kann. Erfahrungen aus den vergangenen Jahren helfen dabei maßgeblich.
Bei ausdauernden Unkräutern reicht eine einmalige Bekämpfung häufig nicht aus, da die Pflanze aus den Speicherorganen Kraft für einen Neuaustrieb schöpfen kann. Besonders problematisch dabei sind rhizombildende Unkräuter, da diese eine hohe Resilienz und Triebkraft besitzen. Hier muss eine Kombination aus chemischer und mechanischer Bekämpfung koordiniert passieren.
Neben der chemischen Bekämpfung in der richtigen Kultur (s.o.) sollte die Bodenbearbeitung nach der Ernte angepasst erfolgen. Dabei ist es wichtig zu wissen, wie solche andauernden Unkräuter funktionieren. Haben sie Rhizome ausgebildet sind sie in der Lage unter guten Bedingungen immer wieder neu auszutreiben. Und genau an diesem Punkt muss angesetzt werden. Durch wiederholtes Abschneiden des neuen Aufwuchses, wird den Rhizomen nach und nach die Kraft genommen und der Austrieb wird weniger. Das funktioniert, indem die oberirdische grünen Blattmasse von den Speicherorganen entfernt wird und die Pflanzen so kaum noch Reservestoffe in die Wurzeln einlagern. Im Gegenteil, um überhaupt erneut Blätter an die Oberfläche zu bringen wird Energie aus den Speicherorganen aufgewendet und somit können diese Pflanzen mit der Zeit ausgehungert werden. Die Bearbeitungstiefe sollte mit jedem Bearbeitungsgang zunehmen, um das „Aushungern“ zu beschleunigen.