Auf diese Punkte kommt es an

Die richtige Bodenbearbeitung ist der Schlüssel für stabile und hohe Erträge. Dennoch gibt es gerade hier sehr viele Unsicherheiten über die richtigen Strategien. Die Fragen gehen selbstverständlich über „pflügen oder nicht pflügen“ hinaus. Nicht alle Böden lassen sich pflügen, auf anderen stehen beide Optionen zur Verfügung.

Neben der Vorfrucht entscheiden die Erntebedingungen bereits, wie groß die Intensität der nachfolgenden Bodenbearbeitung sein muss.

Aufgrund der Niederschläge sollten sie bei der Ernte auf eine gute Befahrbarkeit achten und Schadverdichtungen vermeiden. Denn diese lassen sich auch durch intensives Bearbeiten nicht kurzfristig korrigieren. Bereits angelegte Fahrgassen sollten von den Abfuhrgespannen genutzt werden.

In Punkto Strohverteilung oder Strohbergung gilt es auf eine optimale Verteilung schon beim Drusch zu achten! Strohstriegel oder auch Grubberzinken können zwar zur Nachverteilung eingesetzt werden, führen aber nicht zu einem 100% zufrieden-stellenden Ergebnis. Fehlendes oder mangelhaftes Schrägarbeiten mit Grubberzinken oder Strohstriegeln nach der Strohbergung sind der Garant für hohe Konkurrenz durch Altaufschlag in den neu etablierten Beständen.

Trockene Bodenbedingungen bieten sich für die Tiefenlockerung an, um entweder Strukturschäden zu beseitigen oder den Krumenbereich sukzessive zu erweitern. Dies sollte in nassen Jahren besonders beachtet werden, wenn trotz des augenscheinlich guten Garezustandes des Bodens das Februarwasser nicht infiltrieren konnte und somit lange auf den Flächen zu sehen war. Hier liegt die Einschätzung der Situation stark vom Ausgangsmaterial im Boden ab.

Wie ist nun mit der Situation allgemein weiter umzugehen?

Entscheidend für das Vorgehen ist es, sich die richtigen Fragen zu stellen. Nicht immer sind gewohnte Arbeitsschritte richtig. Es geht immer darum, was als nächstes mit einer Bodenbearbeitung erreicht werden soll. Oder ob es so trocken ist, dass eine Bearbeitung evtl. keinen Sinn ergibt.

Lockerungsbedarf

Die Frage nach dem Lockerungsbedarf des Bodens hängt an der Bodenart. Je geringer Ton- und Humusgehalte und/oder je höher die Schluffanteile im Boden, desto intensiver muss gelockert werden. Faustzahlen besagen, dass Tongehalte von >15 % für eine Selbstlockerung ausreichen. Weist der Boden jedoch zusätzlich erhöhte Schluff- und Feinsandanteile auf, passt die Faustzahl schon nicht mehr. Auch zeigen eigene Versuche, dass Standorte trotz weniger als 10 % Ton + Humus (Summe aus beidem) kaum auf Lockerungsintensitäten reagieren, oder eine Lockerung in der Rotation ausreicht, also nicht jährlich sein muss. Hier spielen auch die Niederschlagsereignisse eine Rolle. Hohe Niederschläge verstärken das Fließen der Schluff- und der Feinsandanteile. Gewisse Erfahrungen mit dem Standort sind daher unerlässlich. Rapswurzeln, welche in flach bearbeiteten Varianten regelmäßig genau auf der Bearbeitungsgrenze „nach links oder rechts abbiegen“, sind ein sicherer Hinweis für einen ungleichmäßigen Übergang der Horizonte und somit ein Indiz für einen erhöhten Lockerungsbedarf. Dagegen sind klassisch ausgebildete Pfahlwurzeln, auch mehrere Teilpfahlwurzeln, ein Beleg für eine gleichmäßige Zunahme der Bodendichte und somit ein Indiz für das Vermögen des Bodens, diesen Zustand aus eigener „Kraft“ herzustellen. Dies gilt nur für unbearbeitete oder flach bearbeitete Böden! Auch Bodenprofile geben wertvolle Hinweise zur notwendigen Lockerung. Im Zweifel kann auch ein Versuch mit unterschiedlichen Methoden der Lockerung auf dem eigenen Schlag neue Erkenntnisse schaffen, dieser muss dann allerdings getrennt beerntet und verwogen werden können!

Wasserverfügbarkeit

Auch die gewünschte Richtung des Wassers spielt bei der Entscheidung der Bodenbearbeitung eine Rolle. Zumindest für die flachen Bearbeitungsgänge. Soll das Wasser möglichst bis zur Aussaat gehalten werden, soll es verdunsten oder soll die Dränung nach unten verbessert werden?

Unter trockenen Bedingungen (Ziel: Halten des Wassers) bricht ein flacher Arbeitsgang die Kapillarität und reduziert die unproduktive Verdunstung (Evaporation).

Unter feuchten Bedingungen steht die Drain- und Verdunstungsleistung im Vordergrund. Hierzu werden große physikalische Oberflächen des Bodens geschaffen, möglichst ohne Rückverfestigung (Nachläufer?). Gerade bei häufigerem Starkregen, kann dieser flache Arbeitsgang die Abgabe des Wassers an die Atmosphäre (Verdunstung) verbessern. Die verschlämmte Oberfläche wird gebrochen und gelockert, Strohmatten werden aufgeschüttelt und der Boden somit geöffnet.

Stroheinarbeitung

Als Drittes ist die Stroheinarbeitung von elementarer Bedeutung. Je mehr Stroh vorhanden ist und je schlechter das Stroh verteilt ist, umso intensiver muss zumindest für Früchte bearbeitet werden, die darauf empfindlich reagieren. Dazu gehört Raps, der keine Pfahlwurzel in Strohmatten bilden kann und unter Licht- und Wasserkonkurrenz stark leiden kann. Zudem behindern oder unterbinden gar Stroheinschlüsse natürlich auch die Kapillarität von Böden. Eine Nachverteilung braucht Striegel oder Zinken an einem Grubber mit möglichst langer Bauform (Balkenanzahl), die für den Boden und das Stroh einen Mitnahmeeffekt haben. Die Bearbeitungsrichtung sollte möglichst schräg zur Druschrichtung gewählt werden, um den Weg zwischen zwei Mähdruschspuren möglichst kurz zu halten (Praxisüblich: 45° Winkel). Das erste schräge Arbeiten mit Zinken oder Striegeln ist entscheidend, längeres Stroh verzieht am besten. Weiteres Striegeln lässt das Stroh bröseln, die Zinken laufen wie durch Wasser.

Wir können nur den Hinweis geben, bei den Einstellungen beim Mähdrescher genau hinzusehen und ggf. korrigierend einzugreifen. Was der Drescher nicht leistet, ist hinterher umso schwerer zu korrigieren!

Welches Gerät für welche Böden, unter welchen Bedingungen?

Generell unterscheiden sich auch hier die Böden. Je sandiger ein Boden ist, desto schlechter wird er bei der Bearbeitung brechen. Für einen gleichmäßig bearbeiteten Horizont muss daher insgesamt tiefer eingegriffen werden, oder es werden Grubber mit geringeren Strichabständen eingesetzt. Als Anhaltspunkt kann generell gelten, Arbeitstiefe ist gleich dem Strichabstand. Auf sandigen Böden sollte der Strichabstand geringer sein, auf tonigen größer. Da nicht jeder Grubber in unendlich vielen Ausführungen gebaut wird (zwei-, drei- oder vierbalkig), muss mit der Auswahl der Schare reagiert werden. Je sandiger und trockener ein Boden ist, desto breiter sollten die Schare sein. Unter nassen Bedingungen oder auf schweren Böden verringern schmale Schare die Kontaktflächen zum Boden, die Schmierschichten im Untergrund sowie den Zugkraftbedarf. Ähnliches gilt für die Arbeitstiefe. Je tiefer die Bearbeitung und schwerer der Boden, desto schmaler die Schare (40 - 60 mm). Auf sandigen Böden können unter guten Bedingungen gerade bei flacher Bearbeitung auch Gänsefußschare eine Option sein. Bei tieferen Arbeitsgängen unter feuchten oder nassen Bedingungen verbieten sich diese jedoch. Zudem sind breitere Schare (80 mm) unabdingbar, wenn Stroh tiefer eingearbeitet werden soll.

Zudem gibt es auch Spezialschare, die weitgehend nur lockern. Entweder mit einer Mischfunktion im oberen Bereich des Schares und einem geraden Teil zum Auflockern von Untergrundverdichtungen oder auch dem unteren Krumenbereich.  Diese Schare sind dann besonders interessant, wenn auf der Oberfläche liegende Samen nicht verschüttet werden sollen, aber trotzdem eine Lockerung erzielt werden muss. Typisches Beispiel dafür: sind Ausfallsamen nach der Rapsernte. Diese keimen aus den oberen Bodenschichten teilweise über Wochen und Monate und dürfen in dieser Zeit nicht vergraben werden. Entsprechend wird wiederholt flach gearbeitet, um eine hohe Mortalität der Ausfallsamen zu erzielen. Dann wird eine tiefere Bearbeitung, nach Raps, so überhaupt notwendig, entweder direkt vor der Aussaat vorgenommen oder evtl. schon deutlich davor. Solange keine Ausfallsamen verschüttet werden!

Derartige Schare gibt es für alle verbreiteten Grubber, entweder vom Hersteller oder von Verschleißteilzulieferern.

Welche Arbeitstiefe ist anzustreben?

Generelle Aussagen sind auch hier schwierig. Erfahrungen an dem Standort sind wichtig. Und der Spaten hilft, um einen Blick in den Boden zu werfen und Erkenntnisse zu gewinnen. Nur eins kann allgemein festgehalten werden, dass sich jedes Gerät, egal ob Grubber, Scheibenegge oder Pflug, in der Tiefe verstellen lässt! Neben den unterschiedlichen Ansprüchen der Kulturen und den Gegebenheiten der Böden spielen auch viele andere Faktoren eine Rolle für die Wahl der Arbeitstiefe. Wichtig ist ein Wechsel der Arbeitstiefe. Bei gleichbleibender Arbeitstiefe in allen Jahren und zu allen Kulturen werden sich bei jedem Gerät Sohlen bilden, egal ob Pflug- oder Grubbersohle. Auch müssen organische und mineralische Dünger eingearbeitet werden. Gerade hohe Strohmengen nach guten Erträgen machen häufig größere Arbeitstiefen nötig. Auch eine zu flache Einarbeitung des schwer verlagerbaren Phosphats führt zu einer Verarmung des Unterbodens.

Was gibt es noch zu beachten?

Neben der Gestaltung des Oberbodens für ein optimales Pflanzenwachstum spielen zahlreiche andere Faktoren eine Rolle. Nicht nur die Arbeitstiefe trägt zur Minderung von Problemen durch Verungrasung oder Ausfallgetreide bei, auch eine saubere und ggf. wiederholte Stoppelbearbeitung leistet hier einen wichtigen Beitrag. Nur die Kombination aus Stoppel- und Grundbodenbearbeitung macht das System der Mulchsaat sicher.

Gerade zunehmende Vergrasungsprobleme sind genauer einzuordnen. Ist der Bestand sauber, es ist also mit keiner Schüttung neuer Grassamen vor oder in der Ernte zu rechnen, sollte die Grundbodenbearbeitung vorgezogen werden, um die dadurch in die Keimzone gelangten Grassamen des Bodenvorrats vor der Aussaat der Hauptfrucht zum Keimen zu bringen und dann wahlweise mechanisch oder chemisch mit Glyphosat zu bekämpfen. Schwieriger ist es hingegen, wenn die Bekämpfung der Gräser nicht ausgereicht hat und es zu einer erneuten Schüttung von Samen kommt. Dieses ist dann von Belang, wenn es sich bei den Gräsersamen um resistente Spezies handelt. Das ist fortschreitend in Gebieten mit resistentem Ackerfuchsschwanz, zunehmend auch (resistentes) Weidelgras und Windhalm mit Sorge zu beobachten. In diesen Gebieten müsste theoretisch Zeit zum Auflaufen der neuen Ausfallsamen und Zeit für das Auflaufen von später hochgearbeiteten Samen genutzt werden. Dass geht nur, wenn ein Sommerungsanbau folgt. Zu Winterungen reicht die Zeit häufig nicht einmal, wenn mit Spätsaaten im Winterweizen gearbeitet wird. Nach einer aktiven Samenschüttung sollte aus Ackerhygienischen Gesichtspunkten ohnehin auf den Anbau eines Wintergetreides verzichtet werden.

Die häufigeren Witterungsextreme der vergangenen Jahre mit teilweise langanhaltenden Trockenzeiten in der Vegetation verzeihen Fehler in der Bestandesetablierung immer weniger. Während man in der Praxis nach der Ernte häufig vor der Frage steht, weshalb sich einige Schläge so stark in den Erträgen unterscheiden, können wir diese Frage in unseren Versuchen sehr gut auflösen und zumindest im Nachhinein beantworten. „Eingesparte“ Arbeitsgänge kosten häufig auch nach Raps bis 10 dt/ha, wenn es um die Konservierung von Wasser geht. Das sind auch bei schlechten Preisen 110 bis 130 €/ha für Weizen. Und das nicht nur nach sehr trockenen Sommern, auch der nasse Sommer 2007 brachte dieses Ergebnis hervor. Zu nasse Bestellung, besonders in der Gerste aber auch bei Raps, kann die Ertragserwartung schon im Voraus mindern. Neben den kleinräumig oft unterschiedlich verteilten Niederschlägen liegen in den eben genannten Punkten häufig die Erklärungen für Ertragseinbußen.