Saattiefe Getreide

Die Saat des Getreides legt die 100 % des möglichen Ertrages fest. Werden hier schon Fehler gemacht, kann das über das ganze Jahr nicht ausgeglichen werden. Somit ist ein besonderes Augenmerk auf Saattiefe und Saatqualität zu werfen.

Es gibt verschiedene Situationen, um die optimale Saattiefe zu treffen. Kurz und knapp zusammengefasst:

  • Gute Böden, ohne Gräserprobleme und unter normalen Bedingungen: ca. 2 cm Saattiefe
  • Standorte mit Vergrasung: aufgrund der hohen Bodenherbizidmengen, ca. 3 cm Saattiefe
  • Standorte mit anhaltender Trockenheit: je schneller ein Boden im Keimhorizont ab- bzw. austrocknet, umso tiefer sollte gesät werden. Bei ca. 4,0-4,5 cm ist dann aber Schluss.

 

Die genaue Tiefe hängt vom Boden und den Bedingungen zur Aussaat ab. Zu tief abgelegtes Saatgut benötigt mehr Zeit und Energie zum Feldaufgang, sie bestocken sich schlechter. Die Pflanzen sind dann in der Entwicklung hinter den flacher abgelegten zurück und schwächer entwickelt. Gerade unter trockenen Bedingungen mit ungewissen Aussichten auf Regen ist jedoch eine tiefere Ablage zu bevorzugen, da die Keimlinge dann näher am Wasser sind.

Aus der jüngeren Vergangenheit sind jedoch andere Tendenzen zu beobachten. Um den Feldaufgang möglichst zu beschleunigen, wird das Saatgut tendenziell immer flacher abgelegt. Außerdem wird die gewählte Ablagetiefe häufig nicht ausreichend kontrolliert. Hohe Flächenleistungen und verschießende Böden machen jedoch eine mehrmalige Kontrolle der Ablagetiefe am Tag notwendig. Für die Ablagetiefe ist der Betriebsleiter verantwortlich. Fährt er nicht selbst den Schlepper oder kann die Ablagequalität auch nicht regelmäßig kontrollieren, sind die Mitarbeiter entsprechend genau einzuweisen.

Das Resultat sind sonst zu tief oder zu flach abgelegte Körner. Das Ergebnis, zu flach abgelegter Körner kann immer dann beobachtet werden, wenn mit scharfen Herbizidmischungen gearbeitet werden muss. Viele der gängigen Herbizide mit Gräserwirkung für den Vor- oder frühen Nachauflauf weisen eine sogenannte Positionsselektivität auf. Das heißt, die Verträglichkeit der Herbizide beruht auf der räumlichen Trennung zwischen Herbizid und Wurzel. Bei zu flacher Saat kommt es also zu Schäden bis zu Pflanzenausfällen durch die folgende Herbizidbehandlung. Genannt seien hier die Wirkstoffe DFF (Diflufenican) und FFA (Flufenacet). Betriebe mit Ackerfuchsschwanz­ oder Weidelgrasproblemen und entsprechend wirkstoffstarken Mischungen können diese Beobachtung schon seit Längerem machen. Die Folge von Herbizidschäden sind geschwächte Pflanzen, die häufig das ganze Jahr nicht wirklich in Schwung kommen. Auch Pflanzenausfälle sind regelmäßig zu finden. Sehr flach etablierte Pflanzen, mit Wurzeln nahe an der Oberfläche, bereiten auch beim späteren Einsatz von CCC Probleme.

Was ist zu tun? Die Ablagequalität muss wieder häufiger und regelmäßiger kontrolliert werden. Gerade sehr stark verschießende Schläge müssen so vorgearbeitet werden, dass sie ausreichend rückverfestigt sind, damit eine halbwegs gleichmäßige Tiefenablage erfolgen kann. Bei Verwendung der gleichen Drillmaschine und der gleichen Einstellung konnten wir in unseren Versuchen eine Verringerung der Streuung der Ablagetiefe um 1 bis 2 cm allein durch die Vorarbeit (Anzahl und Art der Arbeitsgänge) beobachten. Zusätzliche Walzen und/oder Zwillingsbereifung konnten ihre Vorteile in der Praxis bereits bestätigen. Sind gewisse Schwankungen der Ablagetiefe dennoch nicht auszuschließen, muss insgesamt etwas tiefer abgelegt werden. Besonders unter trockenen Bedingungen auf leichten Böden gilt es, die Ablagetiefe kritisch zu hinterfragen. Diese Böden sind unter den beschriebenen Bedingungen häufig sehr puffig und scheinbar ist die Saat ausreichend tief abgelegt. Nach Niederschlägen setzen sich die Böden jedoch und die Auflage auf dem Saatkorn ist deutlich geringer. Auf etwas tätigeren Böden können sehr flach abgelegte Körner hochfrieren, sodass alle an der Oberfläche zu liegen scheinen. Erst Ablagetiefen von, je nach Bodenart und Feuchtigkeitszustand des Bodens, sicher > 2 – 4 cm können diesen Effekt verhindern und garantieren genügend Bodenauflage zum Schutz vor negativen Herbizidwirkungen.

Stehen Gräser nicht im Vordergrund, wird spät im Jahr gesät, mit Herbizideinsatz im Frühjahr, kann grundsätzlich flacher gesät werden. Je nach Keimfeuchte.

Fazit: Das Thema Aussaattiefe ist nicht neu, sollte aber stellenweise neu durchdacht werden. Zu tiefe Saat ist genauso schädlich wie zu flache Saat. Die auf den Betrieben vorhandenen Drilltechniken sind unterschiedlich gut in der Lage, auch unter schwierigen Bedingungen die eingestellte Tiefe gleichmäßig zu halten. Vorhandene Schwächen der eigenen Technik gilt es zu erkennen und durch die Art und Anzahl der Arbeitsgänge davor (inklusive separater Rückverfestigung) zu mini­mieren. Die wichtigsten Punkte sind jedoch, kontrollieren, kontrollieren und kontrollieren!

Im Übrigen: die Saattiefe ist auf den meisten Standorten viel wichtiger als der Abstand in der Reihe. Zudem entstehen Lücken häufig nicht nur wegen der schlechten Längsverteilung, sondern der falschen Ablagetiefe.