Die Pflanzenbaulichen Herausforderungen in Folge des Klimawandels, des Rückgangs der verfügbaren Wirkstoffe im chemischen Pflanzenschutz und Restriktionen in der Düngung machen es immer wichtiger die Grundlagen des Ackerbaus zu optimieren. Dazu gehören neben einer Standort- und Kulturangepassten Bodenbearbeitung natürlich auch eine auf optimale Ergebnisse getrimmte Aussaattechnik am jeweiligen Standort zur jeweiligen Kultur. Durch eine sehr gute Saatguteinbettung, können im Nachgang gleichmäßige Bestände etabliert werden, die wiederum einfacher in der Kulturführung und Resilienter gegenüber Einflüssen der Witterung, Krankheitsaufkommen und Schädlingsdruck sind. Bestes Beispiel dafür ist die Widerstandskraft eines kräftigen Rapsbestandes gegenüber eines Erdflohbefalls in Folge einer optimalen Aussaat mit zügigem gleichmäßigem Feldaufgang.

Im Nachgang sollen hier die Technikkonzepte zur Aussaat kurz beschrieben werden.  

Drillsaat-Aktiv (Kreiselegge/Drillkombination)

  • Sehr gut geeignet für schwere, tonige Böden durch die aktive Bearbeitung des Saathorizontes.
  • Gute Anpassungsmöglichkeiten an die jeweiligen Bodenbedingungen mittels Zinkeneinstellung (Griff/Schlepp), Drehzahl, Prallblech, Arbeitstiefe. Dadurch sehr gute Einebnungseffekte und Homogenisierung im Saathorizont, sowie sehr gute Rückverfestigung und Feinerdeproduktion.
  • Der Feinerdeproduktion sind jedoch auf schweren Böden bei nicht optimalen Feuchtigkeitsbedingungen (zu trocken oder zu nass) deutliche Grenzen gesetzt.
  • Sehr gut geeignet direkt nach Pflugfurche.
  • Diese Bauform bedingt ein hohes Gewicht, hohen Leistungsbedarf sowie eine begrenzte Schlagkraft. Bei zunehmender Bodenfeuchte grenzt sich das Einsatzzeitfenster stark ein => „Kreiseleggen-Schmierhorizont“.

Drillsaat-Passiv (Scheibenschar + Scheibeneggen- oder Zinkenfeld)

  • Diese Bauform mit vorgelagerten Passivwerkzeugen (Scheibenegge) ist besonders universell einsetzbar.
  • Bevorzugt auf leichten-mittleren schüttfähigen Böden.
  • Schwerpunkt liegt in der Mulchsaat, aber auch auf Pflugfurche einzusetzen. Höhere Bodenfeuchte bis zur Nässe begrenzen eindeutig das Einsatzfenster, da die Scheiben der Vorwerkzeuge, die Scheibenschare und die Packerräder sich zusetzen.
  • Diese Maschinen besitzen eine relativ einfache Bauform und sind hierdurch leichtzügig.
  • Sie besitzen eine hohe Schlagkraft durch Arbeitsbreite und Geschwindigkeit. Zu hohe Geschwindigkeit geht allerdings zu Lasten der Ablagegenauigkeit in Bezug auf Ablagetiefe und Längsverteilung in der Reihe.
  • Diese Maschinen besitzen eine begrenzte Einebnung und die Produktion an Feinerde ist stark abhängig vom Bodenzustand und Einstellung der Vorwerkzeuge.

Drillsaat-Solo (ohne Vorwerkzeuge)

  • Diese Maschinen arbeiten im absetzigen Verfahren, da sie keinerlei Vorwerkzeuge zur Bodenbearbeitung besitzen.
  • Je nach Hersteller sind Furchenräumer („Strohsterne“) erhältlich.
  • Da die Drillarbeit von der Saatbettbereitung losgelöst ist, eignen sich diese Maschinen für alle Standorte.
  • Es wird während der Drillarbeit kaum Erde bewegt (gut für Bestellung ins Scheinsaatbett). Die sehr leichte Bauform kann daher auch in größeren Arbeitsbreiten gefahren werden (Behältervolumen) und verfügen hierdurch über eine sehr große Flächenleistung.
  • Zu beachten ist die akkurate Saatbettbereitung vorab und auch der mögliche Spurenanteil des Drillschleppers.

Drillsaat-Passiv (Zinken)

  • Diese Maschinen sind durchaus für alle Standorte geeignet. Der Einsatz reicht von Mulchsaat bis zur Direktsaat.
  • Durch Anordnung der Zinkenträger kommen diese Maschinen auch mit viel organischer Masse verstopfungsfrei klar, wenn die Biomasse kurz ist!
  • Die Zinken räumen Steine, Kluten und Organik zur Seite oder unterfahren diese.
  • Diese Werkzeuge besitzen die kürzeste Kontaktzeit zwischen Boden und Metall und sind daher in der Lage bei Nässe am längsten zum Einsatz zu kommen ohne zu verschmieren.
  • Daher kommen diese Maschinen vor allem auf den tonigen, steinreichen, flachgründigen Standorten zum Einsatz.
  • Durch den, je nach Bauform, weiteren Zinkenabstand wird das Saatgut meist in einem Saatband abgelegt, um den Ablagestandraum der Körner zu verbessern. Die Ablagegenauigkeit des Saatgutes variiert je nach Schüttfähigkeit des Bodens.

Striptill

  • Diese spezielle Bauform kommt ohne vorhergehende Bodenbearbeitung aus. Daher sind diese Maschinen besonders robust und schwer gebaut.
  • Die Saatreihen fallen weiter aus als bei den anderen Bauformen und diese Technik beansprucht höheren Zugkraftbedarf.
  • Besondere Eignung liegt auf leichten zum Dichtlagern neigende Böden bis zu mittleren Standorten, die zur Aussaat über schüttfähige Böden verfügen.
  • Es muss gewährleistet sein, dass sich der gelockerte Schlitz wieder mit Feinerde verfüllt, um das Saatgut wieder an die Kapillaren zu bringen.
  • Die Kombination aus Bodenlockerung, Saatbettbereitung und Aussaat geht natürlich zu Lasten der Schlagkraft zum Zeitpunkt des Drillens. Vielfach wird diese Technik auch gleich mit einer Aussaatdüngung kombiniert.

Direktsaat

  • Dieses Verfahren ist erst einmal auf allen Standorten/Böden machbar – aber nicht bei jeder Witterung.
  • Ziel ist das Belassen der Biomasse wo sie wächst und damit verbunden das System der Bodenruhe, der natürlichen unbeeinflussten Schichtung.
  • Da kein bis kaum Boden bewegt wird, wird auch das Keimen und Unkraut- und Ungrassamen auf ein Minimum reduziert. Auf Ackerfuchsschwanz- oder Weidelgrasproblemstandorten, kann sich diese Tatsache zu Nutze gemacht werden.
  • Darüber hinaus wird durch die kaum vorhandene Bodenbewegung die Mulchschicht nicht zerstört und dadurch die Erosion und der oberflächliche Bodenabtrag auf ein Minimum reduziert.
  • Die Mulchschicht führt zu einer langsameren Bodenerwärmung im Frühjahr, was gerade auf kühlen schweren Standorten bei Sommerungen zu Problemen führen kann, bzw. spätere Saattermine erfordert. Dafür wird die Bodentemperatur im Sommer und Frühherbst auch auf ein Minimum reduziert, was den Hitzestress oder Hitzetod der Mikroorganismen deutlich senkt.
  • Beachtet werden muss die systembedingte schwere Aussaattechnik, die unteren nassen Bedingungen ebenfalls zu späteren Saatterminen führen muss um keine Schadverdichtungen zu provozieren.
  • Die Direktsaat kann nicht ohne weiteres in ein bestehendes Ackerbausystem integriert werden. Es müssen ggf. Anpassungen in der Fruchtfolge und Kulturführung gemacht werden.
  • Es werden unterschiedliche Scharformen und Scharaufhängungen in der Direktsaattechnik angeboten, diese müssen passend für den Standort gewählt werden.

Einzelkornsaat

  • Die Einzelkornsaat ist für Hackfrüchte wie Mais oder Zuckerrüben, die kein Kompensationsvermögen durch Bestockung haben, dementsprechend hohe Ansprüche an die Standraumverteilung haben natürlich elementar und nicht wegzudiskutieren.
  • Auch für Raps und Leguminosen bietet das Verfahren der Einzelkornsaat zum Teil Vorteile aber im Endergebnis wird dies nicht immer mit einem Mehrertrag quittiert
  • Kulturen wie Raps und Leguminosen reagieren, wenn dann mit einem positiven Ertrag durch eine Einzelkornsaat nicht wegen der Vereinzelung, sondern aufgrund der besseren Saatguteinbettung und in der Folge einem sicheren Feldaufgang und gleichmäßiger Pflanzenentwicklung. Ermöglicht am Standort also eine passende Drilltechnik ebenfalls eine gute Saatguteinbettung, sind keine Ertragsvorteile von der Einzelkornsaat zu erwarten
  • Weiter Überlegungen zum Thema Vereinzelung von Raps und Getreide lesen Sie hier.
  • Die Einzelkornsaat dieser Kulturen hat also insbesondere auf Trockenstandorten bzw. unter trockenen Bedingungen zur Aussaat Vorteile in der Etablierung durch eine bessere Saatguteinbettung aufgrund des schweren Säaggregats mit genauer Saatgutablage
  • Das System bietet weitere Vorteile beim Umgang mit organischer Masse durch den Einsatz von Furchenräumern
  • Einzelkorntechnik ist mittlerweile standardmäßig mit einer Unterfußdüngereinrichtung ausgestattet, was eine gezielte Nährstoffversorgung vor allem auf unterversorgten Standorten ermöglicht.
  • Abgesehen von Mais und Zuckerrübe ist die Bestellung von anderen Kulturen mit Einzelkorntechnik nicht zwingend notwendig, und führt zu einer zusätzlichen Technikausstattung am Betrieb. Die Ausweitung des Einsatz der Einzelkorntechnik auf Raps und Leguminosen lohnt sich zur bessere Auslastung der Technik, sofern diese bereits vorhanden ist, oder zur Optimierung der Feldaufgänge unter schwierigen Bedingungen (Trockenheit).

Fazit

Es gibt eine Vielzahl von Argumenten für die jeweilige Drilltechnik. In vielen Punkten bzw. Einsatzfeldern überschneiden sich auch die Technikkonzepte in ihren Möglichkeiten. Es geht letztendlich darum, das System für seinen Standort und Kulturen zu wählen, welche die besten Ergebnisse erwarten lässt. Die Drilltechnik muss also nicht nur mit den Extrembedingungen am Standort zurechtkommen, sondern unter optimal Bedingungen auch optimale Ergebnisse liefern können. Es muss die Drill- wie auch die Bodenbearbeitungstechnik an die Bedingungen und Gegebenheiten am Standort angepasst werden nicht umgekehrt. Da die Anforderungen an die Drilltechnik wie in der Einleitung bereits erwähnt größer werden, kann es auch sinnvoll sein sich mit zwei verschiedenen Technikkonzepten auf dem Betrieb auseinanderzusetzen. Beispielsweise eine Zinkentechnik für die Zwischenfruchtsaat und Etablierung von Sommergetreide und Leguminosen, wo mit hoher organischer Masse umgegangen werden muss. Eine Scheibentechnik für die exakte Getreideaussaat und die Einzelkornsaat zur Etablierung von Raps und Reihenkulturen. Natürlich ist dies von der Betriebsgröße abhängig. In kleiner strukturierten Gebieten müssen sich hier Gedanken über intelligente Maschinengemeinschaften gemacht werden.