Alternative Bodenbearbeitungs- und Aussaattechniken
Die Diskussion um Mulch- oder Pflugsaat hat sich in den letzten Jahren deutlich versachlicht. Die Debatten gingen weiter in Richtung Direktsaat. Doch hat die Direktsaat bislang bei Weitem nicht die Bedeutung erlangen können, wie aufgrund der Diskussionen und Vorträge sowie Vielzahl an Artikeln in Fachzeitschriften zur Direktsaat zu vermuten war. Währenddessen wurden in der Praxis erste Erfahrungen mit einem anderen Verfahren gemacht. Verschiedene Hersteller verfolgen die Ansätze der streifenweisen Bodenbearbeitung - „Strip tillage“ genannt. Die Anfänge hatte das Verfahren in Mais und Rüben, hier hat es regional bereits größere Bedeutung. Doch auch zum Winterraps und zu Getreide wird die Streifensaat bereits verschiedentlich erprobt.
Doch was ist „StripTill“ oder „Streifensaat“? Wie der Name erwarten lässt, wird nicht wie bisher üblich eine flächige Lockerung des Bodens angestrebt, sondern es werden ganz bewusst nur Streifen gelockert, auf welchen im gleichen Arbeitsgang oder im absätzigen Verfahren die Kultur gesät wird. In der Regel werden umgebaute Grubber verwendet. Die Strichabstände betragen, je nach Kultur, 30 cm und mehr. Die Schare sind relativ schmal, sodass ein flächiges Arbeiten ausgeschlossen ist. Aufgrund der ohnehin größeren Reihenabstände ist die Streifensaat zu Mais und Rüben technisch am einfachsten. Bei Raps gilt es noch den richtigen Kompromiss für den Strichabstand zu finden (ca. 30 bis 40 cm), der aber eher vom Getreide bestimmt wird.
Doch welche Vorteile verspricht man sich von dem Verfahren? Weniger Bodenbearbeitung heißt weniger Zugkraftbedarf und bedeutet eine gewisse Ersparnis bei der Arbeitserledigung. Doch kann das nicht der ausschlaggebende Punkt sein, denn die eigentlichen Gründe sind andere. Im heutigen Ackerbau mit den engen Fruchtfolgen müssen die Verfahren verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. Für einen Erosionsschutz benötigen wir eine Mulchdecke an der Oberfläche, welche den Feldaufgang allerdings auch unter trockenen Bedingungen nicht gefährden darf. Während beim Pflügen das Stroh verschüttet und feuchter Boden von unten in den Keimhorizont gefördert wird, wird bei der herkömmlichen Mulchsaat feuchter Boden mit trockenem Boden und Stroh vermischt, wodurch der Feldaufgang leiden kann. Bei der Streifensaat wird das Stroh nicht in den Saathorizont eingemischt, die Saatreihe wird eher frei geräumt, sodass die Feldaufgänge abgesichert werden.
Die Arbeitstiefe bei der Streifensaat ist den Standortbedingungen angepasst. Der Boden gibt die Tiefe vor.
Die Notwendigkeit einer Vorarbeit, mit Grubber oder Scheibenegge wird von der Vorfrucht und anderen Zielen bestimmt. So ist unter trockenen Bedingungen eine flache Stoppelbearbeitung immer sinnvoll, wenn Kapillarität gebrochen werden muss. Auch sehr schwere, wenig schüttfähige Böden reagieren positiv auf eine Vorarbeit, da Feinerde zum Verschließen des Schlitzes geschaffen wird. Die Saatreihe ist frei von Stroh, sodass Konkurrenzsituationen zwischen Saatkorn und Stroh um knappes Keimwasser weniger auftreten. Wie bereits erwähnt, sollten die Böden ein Mindestmaß an Schüttfähigkeit für dieses Verfahren aufweisen. Außerdem erlaubt dieses Verfahren die gezielte Platzierung von Stickstoff, Phosphor und Schwefel im Wurzelhorizont.
Die Firma Horsch setzt mit der Focus auf die Streifensaat. Nachdem die Focus zunächst beim Mais getestet wurde, hat sich das Gerät mittlerweile gut bei der Raps- und Getreidesaat positioniert und es gibt positive Rückmeldungen aus der Praxis. Die Hauptzielrichtung ist hier der sichere Feldaufgang. Ziel einer jeden Aussaat muss sein, möglichst definierte und hohe Feldaufgangsraten zu erzielen.
Auch die Firma Köckerling mischt mit im Bereich der Streifensaat. In Ostniedersachsen werden bereits seit geraumer Zeit größere Flächen Zuckerrüben in Streifen gesät. Zusammen mit einem Landwirt aus Niedersachsen haben auch wir mit einer Köckerlingmaschine Versuche zur Streifensaat im Raps angestellt. Durch verschiebbare Zinken/Aggregate sind Strichabstände von 30-75 cm möglich. Für das Getreideaggregat sind die Strichabstände 15 cm.
Als dritter Vertreter der Landtechnik bewegt sich die Firma Kuhn in diesem Segment. Auch hier erledigen schmale Schare, allerdings kombiniert mit Wellscheiben die Bodenbearbeitung, gleichzeitig wird Dünger ausgebracht. Die Aussaat erfolgt absätzig mittels GPS und RTK-Station.
Aus England und Frankreich kommen ebenfalls unterschiedliche Ansätze, am bekanntesten sind Claydon, Mzuri (beide England) und Sky (Frankreich).
Die Tauglichkeit des Verfahrens Striptill für die Getreideaussaat ist unabhängig vom Hersteller sehr fraglich. Hier werden zurzeit verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Frage der Reihenabstände neu zu bewerten. Technisch wird versucht, auf einen gelockerten Streifen zwei, manchmal auch drei Getreidereihen zu etablieren. Genau wie bei Mais muss kritisch hinterfragt werden, ob die Idee der streifenweisen Lockerung zur Wurzelarchitektur passt.
Die genaue Bewertung der Chancen und Risiken des Verfahrens wird noch Zeit in Anspruch nehmen. Dass aus phytosanitären Gründen eine Stoppelbearbeitung vorausgehen sollte ist sicher. Streifensaat in Reinform wird sich aufgrund enger Fruchtfolgen und entsprechender Probleme in der großen Fläche nicht etablieren können. Bleibt zu klären wie häufig und intensiv muss tatsächlich vorweg gearbeitet werden? Was passiert mit Schnecken und besonders mit Mäusen, denen per Streifensaat die Gänge praktisch schon vorgefertigt werden? Auf welchen Standorten sind die Vorteile am größten? Auch hier gibt es deutliche Unterschiede. Denn nicht überall werden die Auswirkungen ausschließlich positiv sein. Und nicht nur Auswirkungen auf den Boden und das Wurzelwachstum sind zu beachten. Auch tun sich in anderer Hinsicht Chancen für das Verfahren auf. Betrachtet man die Thematik Ausfallraps, können Vorteile vermutet werden. Streifenweise Bearbeitung nach dem Raps befördert weitaus weniger keimfähige Samen in tiefere Bodenschichten als bei flächiger tiefer Bearbeitung. Somit kann das Aufschaukeln des Samenpotenzials im Boden verlangsamt werden. Ähnliches gilt für die Streifensaat vor dem Raps. Da weitaus weniger Fläche bearbeitet wird, wird auch weniger Samenpotenzial aus tiefen Bodenschichten an die Oberfläche geholt. Und nicht zuletzt auf Böden mit ungleichmäßiger Grundnährstoffversorgung bietet die Unterfußdüngung auch zu Winterkulturen eine Absicherung der Erträge.